
"Ich war durchaus überrascht", erzählt der in Saarburg bei Trier geborene Musiker. Die beiden anderen Förderpreisträger seien deutlich älter als er - "die stehen schon mitten im Geschäft". Muno, der die Meisterklasse bei Professor Heinz Winbeck besucht, will da erst hin. Und ob er's je schafft, so im Geschäft zu stehen, dass er davon leben kann - der junge Mann bezweifelt es. Kaum ein Komponist schaffe das. Der Markt ist schwierig. "Der Idealfall wäre, irgendwann eine Professur zu kriegen." Doch jetzt hat er erst mal das Preisgeld, im Winter wird er nach Paris reisen, zu einem Stipendien-finanzierten Studienaufenthalt an der Cité des Arts. Alles andere kommt später.
Muno ist eine Art unverkrampfter Grübler. Einer, der gerne mal mit Freunden im Café sitzt und über Gott und die Welt plaudert ("auch lästert"); einer, der aus dem Stegreif über Arno Schmidt und James-Joyce-Übersetzungen plaudern kann; einer, der derart sperrige Literatur ohne gröbere Probleme mit dem eigenen Leben zusammenbringen kann ("an Joyce's ,Ulysses' habe ich Komponieren gelernt"); einer, der mit dem Begriff "Schönheit" umgehen kann. Und das alles ohne eitel zu wirken.
Schönheit: eines der Schlüsselwörter in der Arbeit von Alexander Muno. Im Gegensatz zu manchem Kollegen habe er keine Probleme damit, wenn seine Musik "schön" klinge. Klar, sagt er, Schönheit sei relativ, jeder empfinde sie anders. In "unserer Dreiklang-gesättigten Welt" (man schalte ein Radio ein und weiß, was Muno meint) entspreche das, was er schön finde, nicht zwangsweise dem Massengeschmack: "Der Normalverbraucher dürfte daran zu knabbern haben." Schön findet Alexander Muno zum Beispiel Bachs "Kunst der Fuge". Schön findet er, wenn er einen komplexen Siebenklang aufs Notenpapier schreibt, einen, der "schillert". Am Ende eines Musikstücks, findet der Komponist, "sollte man einen Weg gegangen sein". Was dann wahrscheinlich auch das Publikum schön findet. Denkt er denn an Zuhörer, wenn er Musik schreibt? "Zunächst mal denke ich an mich." Muno lacht und verleiht der Aussage einen sympathischen Hauch Selbstirone. Musik, die ihm gefalle, da ist er sich sicher, werden auch ein paar andere mögen.
Warum Tinte wichtig ist
Vor gut zehn Jahren hat er aufgehört, seine Werke zu zählen, obwohl er eigentlich findet, dass Opus-Zahlen sich gut machen. Damals stand sein Werkverzeichnis bei Nummer 86. Inzwischen ist einiges dazugekommen, aber der Künstler hält "vielleicht 20" seiner Kompositionen für "wirklich wertvoll". Geschrieben sind sie für klassisches Instrumentarium: "Ein Synthesizer gibt mir nichts."
Für großes romantisches Orchester (plus Harmonium) komponiert der Würzburger derzeit eine Oper nach einem literarischen Thema, wie er es gerne hat: "Die Frau am Meer" fußt auf einem Ibsen-Drama. Muno geht nahezu altmodisch vor. Mit Tinte setzt er Noten, Pausen und Schlüssel auf die fünf Linien. "Ich brauche das Fließende. Wenn ich einen Bogen mit Tinte ziehe, dann ist das ein körperliches Empfinden." Komponieren am Computer kommt für ihn nicht in Frage.
Der Fernsehsender Arte bringt am
Samstag ab 2330 Uhr in seinem
Kulturmagazin "Metropolis" ein
Porträt des Würzburger Komponi-
sten und Siemens-Förderpreisträ-
gers Alexander Muno