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WÜRZBURG
Mozartfest: Zugabe als heimlicher Höhepunkt
Jürgen Höpfl
 |  aktualisiert: 01.06.2014 15:47 Uhr

Von den über 50 Konzerten des laufenden Würzburger Mozartfestes müsste wohl die „Residenz-Gala“ des Freiburger Barockorchesters noch das am ehesten berechenbare, standesgemäße Gastspiel sein – hatte man zumindest gemeint. Standesgemäß passend war es dann durchaus mit dem barocken Bach-Schwerpunkt im prunkvollen Kaisersaal- und Gartensaal-Rahmen, wo es davor zum Sektempfang Ziegenkäsecreme gab und danach zum „Gala-Diner“ Rinderfilet mit Graupen – dem kostspieligsten Anlass der Saison angemessen, exakt so wie angekündigt.

Doch die erste Überraschung enthielt dann schon das aktuelle Abendprogramm: Statt der vier Brandenburgischen Konzerte von Bach standen da drei auf der Liste, anders als angekündigt, und statt des herrlichen „Adagio und Fuge c-Moll“ von Mozart hatten die Freiburger plötzlich ein ganz junges, süßes D-Dur-Klavierkonzert des 15-jährigen Wolfgang Amadeus angesetzt. Das gefiel dem Publikum angesichts seiner luftigen Flüssigkeit und Sanglichkeit, konnte es aber bei aller Wertschätzung für den komponierenden Wunderknaben nicht mit der Tiefe des ausgefallenen Adagio aufnehmen. Egal!

Höfische Eleganz

Klarer Schwerpunkt waren nämlich die drei Brandenburgischen mit ihrer höfischen Eleganz des in voller Blüte stehenden Johann Sebastian – deren Nummer eins in voller Besetzung mit 20 Musikerinnen und Musikern, Nummer vier mit dem Flöten-Zwiespiel und 16 Ensemblemitgliedern, Nummer fünf dagegen idealtypisch bloß zu siebt mit dem edlen Geperle des Cembalo. Allen gleich waren indes die Forschheit und kühne Geschwindigkeit, mit der Petra Müllejans und Gottfried von der Goltz als Leiter des Freiburger Barockorchesters ihre Instrumentalisten antrieben. Man hatte einen durchaus kessen Bach-Ansatz erwartet, diese Dynamik allerdings dann doch nicht wirklich.

Ein paar Mal, vor allem in Nummer eins, führten das Tempo und Maß zu allerlei Fehltönen – die aber waren angesichts der vollmundigen Lebendigkeit, mit der dieser Bach ertönte, verschmerzbar. Sebastian Wienand am Cembalo fegte unentwegt über seine Tastatur, und Gottfried von der Goltz brillierte an alter Wirkungsstätte mit seiner zwischendurch sogar fast etwas schrillen Barockgeige. Unverständlich war, dass die Programmausführungen nicht auf die Würzburger Jahre des seit dem gestrigen Sonntag 51-Jährigen verwiesen, der hier zur Welt kam und bis vor zehn Jahren als Professor der Musikhochschule tätig war. Sein Vater Conrad gehört mit 85 zu deren Urgesteinen – die Freiburger hatten ein kleines Heimspiel.

Für den selbstbewussten Auftritt ernteten sie denn auch entsprechend freudvollen Beifall – und bedankten sich mit einer fabelhaften Zugabe, die für viele Gäste zum heimlichen Höhepunkt wurde, obwohl sie nicht wussten, was das von wem denn für ein Stückchen gewesen war. Telemann war’s, Traversflötenkonzert in e-Moll. Toll – die größte Überraschung!

 
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