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WÜRZBURG
Mozartfest: Wenn Haydn ganz modern klingt
Erna Rauscher
 |  aktualisiert: 10.07.2016 03:06 Uhr

Was geschieht, wenn man Musik aus gänzlich unterschiedlichen Epochen in einem Konzertprogramm erklingen lässt? Im besten Fall eröffnen sich Welten. So geschehen beim Mozartfest-Konzert des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks unter Sir John Eliot Gardiner. Der spannte im Kaisersaal der Würzburger Residenz mit Werken von Strawinsky, Haydn und Mozart ein Klangspektrum wie einen neuen Himmel auf. Da ging es nicht nur um das Aufgreifen von ähnlichen Strukturen und die Entdeckung des Kontrapunkts, sondern vor allem auch um klangliche Parallelen und Erscheinungen.

Mit einem Funkeln begann Igor Strawinskys Konzert für Kammerorchester „Dumbarton Oaks“, das sogleich mit den tiefen Streichern abgedunkelt wurde. Im Allegretto legten die 15 Musiker aus kleinteiligen Motiven ein buntes Puzzle und schlossen bewegt brodelnd das an überraschenden Wendungen reiche Konzert. Die Beschäftigung mit großen Vorbildern war auch Strawinsky ein Anliegen. In seinem Oktett für Blasinstrumente bietet er einer außergewöhnlichen Besetzung eine Bühne. Vorzüglich fein aufeinander abgestimmt spielten die acht Solisten und fügten sich zu einem völlig unerhörten Zusammenklang. Präzision und Spielfreude kombinierten sie zu einem prickelnden Erlebnis.

Haydn und Mozart konnten sich zu ihrer Zeit nicht auf Strawinsky beziehen. Und doch entlockte Gardiner Joseph Haydns Sinfonie Nr. 92 „Oxford“ fast neuzeitliches Strahlen. Er betonte im Trio-Satz die Akzentverschiebungen, als hätte er ein Werk des beginnenden 20. Jahrhunderts vor sich und ließ es schwingen.

Mozarts „Linzer“ Sinfonie ließ Gardiner einen opernhaften Beginn angedeihen. Wie das Rad eines Pfaus schlug er das Allegro auf, dem er zurückhaltend bescheidene Zartheit gegenüberstellte. Getragen nahm er das Menuett, ließ die Wellen, die er entfacht hatte, langsam ruhig werden. Da konnte kein allzu schnelles Presto folgen, mit der offenen Hand formte er das brillante, doch nie überdrehte Finale. Gardiner dirigierte einfühlsam und hingegeben, die Reverenz für die Werke war ihm bei jeder Handbewegung anzumerken.

 
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