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WÜRZBURG
Mozartfest: Sinfonie in g-Moll mit Mondschein
Erna Rauscher
 |  aktualisiert: 06.07.2016 03:29 Uhr

Am Tag vor seinem Geburtstag – am 18. Juni also – haben sie ihm mitgeteilt, dass sie ihn zum Chefdirigenten machen. Die Rede ist vom Irish Chamber Orchestra und Jörg Widmann. Mit einem Strahlen verkündete der Komponist, Klarinettist und Dirigent vor dem Mozartfestkonzert die Neuigkeit. Das Ensemble sei für ihn seine künstlerische Familie. Es musiziere aus dem Geist der Kammermusik heraus. Widmann als „playing conductor“ und das Ensemble ergänzten sich im Kaisersaal der Würzburger Residenz zu einem vielseitigen und beglückendem Ganzen.

Ruhe und Sturm, gleißende Glätte und aufbrausendes Tosen kennzeichnen Mendelssohn Bartholdys „Hebriden“ op. 26. Widmann umarmte „seine“ Musiker und führte sie sicher durch das Unwetter. Sie gingen das wahnwitzige Tempo mit und ließen am Ende wie aus der Ferne die Oboen in lichte Höhen steigen. Das Tempo konnten die sechs Streicher bei Widmanns folgendem Jugendwerk „180 Beats per minute“ gleich beibehalten. Minimalistisch angehaucht raste der Rhythmus durch das kurze Stück. Geschrieben habe er es aus „purer Lust am Rhythmus“.

Von einer Liebesbeziehung und einer Liebesfähigkeit zwischen Klarinette und Viola hatte Widmann gesprochen, davon, dass sie fast den identischen Tonumfang haben, und sich daher die beiden Solostimmen bei Max Bruchs Konzert für Klarinette, Viola und Orchester op. 88 so innig verbinden. Ausladend und schwärmerisch begann Tabea Zimmermann, eine innige Wärme strahlte ihre Viola aus, zu der sich Widmanns Klarinette schmiegte. Das Zusammenspiel der Solisten miteinander und mit dem Ensemble zeugte vom gegenseitigen Verständnis. Die Fanfare zu Beginn des zweiten Satzes öffnete ein großes Tor, durch das Flöten und Blech hereindrängten. Es entstand ein wunderbar ausgewogener und wohltuender Gesamtklang zwischen den großartigen Solisten und dem Ensemble.

Wer auch immer Regie führte, er machte seine Sache gut. Während Mozarts g-Moll-Sinfonie KV 550 schien der volle Mond durch das hohe Fenster. Mutete der Beginn wie eine Reminiszenz an Mendelssohns Seefahrt an, so verströmte der langsame Satz luftige Stimmung, kühn wie eine Freskomalerei, bei der jeder Strich sitzen muss. Leichtfüßig nahm Widmann das Trio und verlangte den Iren im Allegro assai viel ab, was diese nur allzu gerne auch gaben.

Es entwickelte sich ein Drama aus mehreren Erzählsträngen, die Widmann bündelte und zu einem fabelhaften Ende führte. Seinem Verständnis von Musizieren entsprechend, reihte sich Widmann zum langen Applaus unter die Musiker ein.

 
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