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WÜRZBURG
Mozartfest: Jupiternacht
Jürgen Höpfl
 |  aktualisiert: 30.06.2014 14:53 Uhr

Ob es zum Gelingen der „Jupiternacht“ wirklich noch Sebastian Krumbiegel gebraucht hätte, sei mal dahingestellt. Der Ex-Rotschopf der „Prinzen“ war kulturell zuletzt eher beliebig unterwegs – aber der Hinweis auf seine Vergangenheit als Leipziger „Thomaner“-Schüler rechtfertigte halt den vornehmen klassischen Bezug.

Ganz klar wurde es den 800 Zuhörern trotzdem nicht, wozu Krumbiegels dreimaliger Solo-Part am Piano diente: Er war als Moderator angekündigt. Und so wirkte der Sänger von „Alles nur geklaut“ und „(Du musst ein) Schwein sein“ zwischen den Orchesterbeträgen wie der Pausenclown im Zirkus, mal wie der nachdenkliche Erzähler im Theater. Sehr schön gelang ihm dabei „Ein Lied gibt uns die Kraft“.

Doch spätestens bei der Nummer, in der sich Silke auf Rilke reimte, Johanne auf Fontane und Susann auf Thomas Mann, griff er daneben: Haken wir Krumbiegel als netten, ausbaufähigen Versuch ab, die steifen Konzertrituale aufzulockern. Denn alles in allem machte das neue Konzept einer „Jupiternacht“ am Ende des Mozartfestes Freude, zumal die Jupiter-Sinfonie als der künftige finale Fixpunkt – analog zur „Kleinen Nachtmusik“ bei den Nachtmusiken im Hofgarten – berechtigt ist. Die Idee des munteren Rausschmeißers, mit dem das Festival einem Feuerwerk gleich spritzig ausklingt, kam bei den 800 Zuhörern im Vogel Convention Center bestens an. Und das Philharmonische Orchester Würzburg lieferte dazu unter Enrico Calesso angemessen gut gestimmt den feinen, unterhaltsamen Rahmen.

Eine kleine Überraschung war bloß, dass Wolfgang Amadeus’ große Letzte, die Jupiter-Sinfonie, dann gar nicht zum eigentlichen Höhepunkt geriet. Die heimischen Philharmoniker, deren Elan und Finesse unter Calesso nicht genug gerühmt werden können, hingen sich zwar vor allem im berühmten „Molto allegro“ temperamentvoll rein. Mehr Wirkung, mehr Nachhall hatte jedoch das zweite Klavierkonzert von Camille Saint-Saëns erzielt, mächtig, mächtig schicksalsträchtig. Sich an dessen schweeeren g-Moll-Akkorden zu weiden, bereitete Calesso und dem 19 Jahre jungen österreichischen Pianisten Aaron Pilsan Freude. Der wagte es sogar im solistischen Einstieg, ein verlangsamtes Tempo vorzugeben, um das wohlfeile Klangbad gegenüber der technischen Herumspielerei zu bevorzugen. Als Zugabe brachte der junge Mann aus Dornbirn Chopins „Berceuse“.

Selbstverständlich fehlte auch zum Mozartfest-Abschluss ein modernes Stück nicht: Der 38-jährige Ungar Balasz Nemes lieferte es mit dem rhythmisch ausdrucksstarken zweiten Trompetenkonzert von Andre Jolivet – nicht alle modernen Werke der zurückliegenden fünf Wochen boten ähnliches Spektakel. An den großen Gesten und Gefühlen eines Saint-Saëns kam jedoch auch der beschwingte Trompeter nicht vorbei.

 
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