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BRONNBACH
Mozartfest: Ein Frischling und ein alter Hase
Von unserer Mitarbeiterin Katja Tschirwitz
 |  aktualisiert: 23.06.2013 17:28 Uhr

Wo Frischling und alter Hase sich gute Nacht sagen: Im idyllisch gelegenen Kloster Bronnbach bei Wertheim gaben Noah Vinzens, Jahrgang 1990, und Hanns Zischler, 1947 in Nürnberg geboren, eine beeindruckende musikalisch-literarische Soirée. „Die Seele des Tanzes“ nahm das Mozartfest-Motto „Herr Mozart tanzt“ wirklich ernst.

Mit poetischen, philosophischen, teils hoch anspruchsvollen Texten beleuchtete Zischler die enge Beziehung von Tanz und Nacht: Bizarre Maskenbälle, die Bedeutung des Tanzes in Träumen, ein Enzyklopädie-Eintrag zum Thema „Tanz“ aus dem Jahr 1946 und mehr formten ein überlegtes Ganzes. Aufs Mikrofon verzichtete der bestens präparierte Schauspieler und Publizist bewusst („Im Barock gab‘s ja auch keine“), fesselte seine Hörer im gut besuchten Bernhardsaal stattdessen mit klarem Sprachduktus und literarischem Wissen, das er auf ruhige, der Sache verpflichtete Weise vermittelte.

Raum und Zeit für Bach

Neben Storm, Schnitzler und Hoffmann hielt er mit literarischen Exoten in Atem, darunter Paul Valéry (Rilke-Freund) und Alberto Savinio, Bruder Giorgio de Chiricos.

Nach Francis Ponges „Die Tänzerin“ („Was wird aus einem Stern, den der Beifall umrauscht hat? Eine Sklavin.“) atmosphärisch besonders passend das sinnierende Adagio aus Mozarts 12. Klaviersonate, das der junge Münchner Pianist Vinzens frei atmen und singen ließ – wie er auch der Sarabande aus Bachs 3. Partita Raum und Zeit gab, ohne sich in Rubati zu verlieren. Wegen einer Sehnenscheidenentzündung hatte er das Stück anstelle der geplanten Debussy-Etüde gesetzt. Überhaupt geht Vinzens mit Barock, Klassik, Romantik und Moderne gleichermaßen souverän um.

Er propft den Werken keine eigenwilligen Effekte auf, sondern nimmt sie, wie sie sind, und offenbart dabei Tiefgang: ein gefühlvolles, nicht gefühliges Chopin-cis-Moll-Nocturne, Liszts flirrende, nicht nur hingeglitzerte „Tarantella“, vor der er sich wärmebedingt aus dem Jackett schälte, zwei charakterlich ganz unterschiedliche Préludes Manfred Trojahns von 2006 sowie Enrique Granados‘ „Danza Espanola“ Nr. 5.

 
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