Im Programmheft des Mozartfests gibt es eine Grafik, die aussieht wie eine Wetterkarte Europas. Es gibt grün, gelb, orange und rot eingefärbte Bereiche, wie sie üblicherweise Temperaturzonen anzeigen. An den dunkelsten roten Stellen stehen große Ms. Meteorologisch gesehen, erscheint die dargestellte Konstellation eher unwahrscheinlich. Demnach wäre es gleichzeitig in Italien, Österreich, Sachsen, Frankreich und England am heißesten, in Südspanien aber bitterkalt.
Natürlich stehen die Ms für Mozart, die ins Rote gehenden Bereiche markieren die Schwerpunkte seiner Reisen und Aufenthalte. Tatsächlich dürfte Mozart zu den weitestgereisten Menschen seiner Zeit gehören. Zehn seiner 36 Lebensjahre war er unterwegs. Allein schon deshalb ist das Motto des Mozartfests 2016, das an diesem Freitag beginnt und in vier Wochen über 60 Konzerte anbietet, treffend gewählt: „Mozarts Europa“.
Und natürlich wurde Mozart durch all die Reisen, etwa nach Wien, Amsterdam, Brüssel, London, Rom oder Paris und Würzburg (wo er allerdings nur kurz einen Kaffee trank) selbst zum Kosmopoliten, der sich dort am wohlsten fühlte, wo er sich künstlerisch entfalten konnte und Erfolg hatte.
Am liebsten Italienisch
Französisch als Librettosprache war ihm lieber als Deutsch, am liebsten aber war ihm Italienisch – warum, das kann jeder in den Opern nach Libretti von Lorenzo da Ponte (Cosi, Figaro und Don Giovanni) leicht nachvollziehen.
„Mozarts Europäertum gründete auf Erfahrung, auf dem Hier-und-dort-gewesen-sein“, schreibt Ulrich Konrad, Vorsitzender des Mozartfest-Kuratoriums und Ordinarius für Musikforschung an der Universität Würzburg, in seinem Beitrag zum Programmheft. Und zitiert Mozart selbst: „ohne reisen, wenigstens leüte von künsten und wissenschaften, ist man wohl ein armseeliges geschöpf!“
Kit Armstrong, „Artiste étoile“ des diesjährigen Mozartfests, fügt dem Europäertum eine sozusagen transatlantische Komponente hinzu: Der 24-jährige Pianist und Komponist wurde als Kind taiwanesischer Eltern in Los Angeles geboren, hat heute einen britischen Pass und lebt in Österreich.
Armstrong, der außerdem noch Mathematik und Naturwissenschaften studiert hat und dem Vernehmen nach ein ausgewiesener Experte für die Würzburger Residenz ist, bestreitet unter anderem das Eröffnungskonzert. Er nimmt am MozartLabor teil, in dem sich Vertreter unterschiedlichster künstlerischer und wissenschaftlicher Disziplinen drei Tage lang mit dem Festivalmotto befassen, und legt außerdem eine Auftragskomposition vor, die am 14. Juni im Rahmen des Stipendiatenkonzerts des MozartLabors uraufgeführt wird.
Mozarts Einfluss bis heute
Das Programm erkundet ansonsten vielfach die Einflüsse Mozarts auf vermutlich all seine Nachfolger bis in die Gegenwart. Personell schlägt sich das vor allem in der Mitwirkung von Aribert Reimann nieder, dessen Werke in mehreren Konzerten erklingen. Reimann, der in diesem Jahr 80 Jahre alt wird, hat, nach vielen anderen Auszeichnungen, vor wenigen Tagen den Robert-Schumann-Preis zugesprochen bekommen.
Weitere Informationen, insbesondere zu welchen Konzerten es noch Karten gibt, finden sich auf der Homepage des Mozartfests: www.mozartfest.de
Das Kartenbüro ist unter Tel. (09 31) 37 23 36 zu erreichen.