Eigentlich könnte Antonia Hawkins die Vorweihnachtszeit in London genießen. Immerhin wurde sie gerade zur Chefinspektorin befördert und leitet nun ihr eigenes Ermittlerteam. Aber bereits ihr erster Fall bringt sie an ihre Grenzen.
Ein Frauenmörder treibt sein Unwesen in der Stadt. Eine Besonderheit bei seinen Taten ist der Zeitpunkt: Er mordet immer morgens um eins an den Adventssonntagen. Die ersten beiden Taten könnten noch Zufall gewesen sein, aber dann wird das dritte Opfer gefunden. Das frühere Model war mit einem prominenten Politiker verheiratet, so dass die Medien sofort auf die Tat anspringen. Und sie haben auch gleich einen Spitznamen für den Täter: „Der Adventkiller“.
Die Ermittler finden keine Zusammenhänge zwischen den Taten. Umso stärker wird der Druck auf die Polizisten, denn es scheint sicher, dass die Mordserie nicht zu Ende ist: „In weniger als 72 Stunden war Weihnachten, und genau in dem Moment, wo Millionen Menschen ihre Geschenke auspackten, würde Antonia Hawkins eine weitere unbekannte Haustür öffnen und eine weitere verstümmelte Leiche finden.“
Platz für Rechtfertigungen
Alastair Gunn zeigt ausführlich, wie Hawkins und ihr Team immer verzweifelter nach dem Täter suchen, auf falschen Fährten stranden, Fehler machen und unter immer größeren Druck von Vorgesetzten und Medien geraten. Besonders schlimm wird es, als ein Teammitglied erschossen wird und ein anderer Ermittler spurlos verschwindet. Immer wieder unterbricht Gunn die ganz auf Hawkins ausgerichtete Erzählung, um dem Serienmörder Platz für seine Überlegungen und Rechtfertigungen zu geben.
Diese erklären seine Motive, helfen aber nicht, ihn zu identifizieren. Die kurzen Kapitel tragen dazu bei, die Dramatik der Handlung plastisch werden zu lassen, die Spannung bleibt bis zum Ende des Romans erhalten. Gunn verpasst allerdings die Gelegenheit, die vom Buchtitel geweckte Erwartung an eine Einbeziehung der vorweihnachtlichen Szenerie in die Krimihandlung.
Alastair Gunn: Der Adventkiller (Goldmann, 413 Seiten, 9,99 Euro)