
Sie war auf der Theaterbühne genauso zu Hause wie auf der Leinwand. Susanne Lothar, die am Mittwoch in Berlin mit nur 51 Jahren starb, spielte die Schwierigen und Gebrochenen. Eine Extremschauspielerin nannte die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ die zerbrechlich wirkende Künstlerin einmal, denn sie brachte sich bis zum Letzten in ihre Rollen ein. Susanne Lothar spielte 2009 in Michael Hanekes Drama „Das weiße Band“ die Geliebte des Arztes, die schrecklich gedemütigt wird. Die Zuschauer litten mit – wie in Hanekes Gewaltstudie „Funny Games“, in der sie 1997 an der Seite ihres Ehemannes Ulrich Mühe zu sehen war.
Susanne Lothars Tod wurde am Mittwoch vom Anwalt der Familie, Christian Schertz, mitgeteilt. Weitere Angaben machte er mit Hinweis auf die Privatsphäre der Familie – zu der als Stieftochter von Lothar auch Schauspielerin Anna-Maria Mühe gehört – nicht. „Meine Mandanten werden aus nachvollziehbaren Gründen keine weiteren Erklärungen zum Tod von Frau Lothar abgeben oder diesbezügliche Anfragen beantworten“, heißt es in dem Schreiben des Anwalts.
Ihre Laufbahn führte die vielseitige Charakterdarstellerin vom Wiener Burgtheater bis zum „Tatort“. Die einzige Tochter des Schauspielerpaars Hanns Lothar und Ingrid Andree wuchs in Hamburg auf, wo sie an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst studierte. Ihr Filmdebüt in Tankred Dorsts „Eisenhans“ (1983) brachte ihr den Bundesfilmpreis. Fünf Mal stand sie in Theaterarbeiten von Peter Zadek auf der Bühne. Gefeiert wurde Lothar 1989 in seiner Inszenierung von Wedekinds „Lulu“ am Hamburger Schauspielhaus. Ihre Bühnenkarriere führte Lothar nach Köln, Wien, Zürich, Stuttgart, Salzburg und Berlin. 1988 wählte „Theater heute“ sie zur „Schauspielerin des Jahres“. Ihr Mann Ulrich Mühe, mit dem sie zwei Kinder – Sophie Marie und Jakob – bekam, starb 2007 mit nur 54 Jahren an Krebs. „Ich habe ihn immer bei mir, ihn und die schöne gemeinsame Zeit“, sagte Lothar 2008. Sie stand in Stephen Daldrys Bestsellerverfilmung als Mutter des „Vorlesers“ vor der Kamera, spielte in der Komödie „Fleisch ist mein Gemüse“ sowie in Andres Veiels RAF-Drama „Wer wenn nicht wir“. 2011 drehte Lothar die britische Kinoproduktion „Anna Karenina“ mit Jude Law und Keira Knightley. Der Film soll im Herbst ins Kino kommen.