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BERLIN
Mit kindlicher Neugierde und Naivität
Winfried Glatzeder
Foto: dpa | Winfried Glatzeder
dpa
 |  aktualisiert: 21.12.2015 13:53 Uhr

Als ausrastender Dschungelcamper spaltete er im vergangenen Jahr die Fernsehnation. Da hatte Winfried Glatzeder schon eine 50-jährige Karriere als Film- und Theaterschauspieler hinter sich – aber immer noch jede Menge Lust auf Neues. Mit der DEFA-Produktion „Die Legende von Paul und Paula“, dem Lieblingsfilm von Kanzlerin Angela Merkel, wurde er einst berühmt. Er war der „DDR-Belmondo“. Inzwischen ist das Rollenrepertoire des 1,92 Meter großen Mannes mit der dunklen Haarmähne und der schiefen Boxer-Nase riesig. Am Sonntag (26. April) wird Glatzeder 70 Jahre.

Doch Feiern lassen will er sich nicht. „Nein! Bloß nicht! Das ist alles Stress“, sagt Glatzeder. „Ich bin so froh, dass ich arbeiten darf“, bekennt der Schauspieler, der an seinem Geburtstag bei Proben für das Stück „Toutou“ am Theater am Dom in Köln sein wird. „Vielleicht lade ich das Theaterteam zu einem Glas Mineralwasser ein, das sind zum Glück nur drei, das wird nicht so teuer“, so Glatzeder grinsend. „Aber es muss auch gar nichts sein, ich gehe einfach ins Bett. Ich gehe auch jedes Jahr zu Silvester ins Bett.“

Das Älterwerden behagt dem Unternehmungslustigen ganz und gar nicht. „Altwerden ist unangenehm“, sagt er. „Man ist alt, wenn auf einmal das Knie, die Schultern, der Rücken nicht mehr so richtig wollen.“ Doch eine Eigenschaft hat der Schauspieler nie verloren: „Ich habe eine kindliche Neugierde und Naivität, mich den Dingen zu stellen.“

War das auch der Grund für seine Teilnahme an der RTL-Show „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“? „Die Kohle, die Neugierde, interaktives Fernsehen und der Reiz, in einer Sendung mitmachen zu können, die mehr Publikumsresonanz als Fußball hat“, begründet Glatzeder seinen Dschungelauftritt, der in einer Schubsattacke auf seine Camp-Konkurrentin Larissa Marolt gipfelte. „Ich wollte auch einfach sehen, ob die anderen mich aushalten.“

Glatzeder wurde am 26. April 1945 in Zoppot bei Danzig geboren. Nach einer Ausbildung zum Maschinenbauer in Berlin ging er an die Deutsche Hochschule für Filmkunst Potsdam-Babelsberg. Am Potsdamer Hans-Otto-Theater sammelte er erste Bühnenerfahrung. 1971 holte ihn sein Lehrer Fritz Marquardt an die Ost-Berliner Volksbühne, deren Ensemble er bis 1982 angehörte. Sein Talent für komisch-groteske Rollen mit tragischen Zügen wurde dort schnell zum Markenzeichen.

Aus Liebe zu Paula

Anfang der 70er Jahre startete Glatzeders Film- und Fernsehkarriere. Er spielte in 20 DEFA-Produktionen, darunter in „Zeit der Störche“ (1970) und „Der Mann, der nach der Oma kam“ (1972). Der Durchbruch gelang ihm mit „Die Legende von Paul und Paula“ (1972) – heute ein Kultfilm. Darin spielt er neben Angelica Domröse den Außenhandelsreferenten Paul, der statt Karriere zu machen lieber seine Liebe zu der alleinerziehenden Paula leben will.

1982 reiste Glatzeder mit seiner Familie in die Bundesrepublik aus und nahm ein Engagement am West-Berliner Schiller-Theater an. Mit seiner Frau Marion, Hund, Katze, Hühnern und Enten lebt er heute im Norden Berlins. Das seit 45 Jahren verheiratete Paar hat zwei Söhne. Robert Glatzeder ist ebenfalls Schauspieler. Bis Juli steht Winfried Glatzeder in Köln auf der Bühne. Für danach gibt es bereits Pläne: „Wir entwickeln gerade Bücher für eine Serie, die ich wahrscheinlich machen werde. Da spiele ich einen bösartigen Alten. Aber wenn ich so im Bett liege, dann sage ich mir: Eigentlich habe ich den Zustand erreicht, dass ich fast alles gemacht habe. Jetzt kommen nur noch Wiederholungen.“

 
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