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BAD KISSINGEN
Mit diebischer Freude beim Dirigieren
Herbert Schuch
Foto: Felix Broede | Herbert Schuch
Von unserer Mitarbeiterin Patricia Kemmer
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:51 Uhr

Ein inspiriertes, begeistertes und gelöstes Publikum hinterließen das City of Birmingham Symphony Orchestra unter der Leitung von Mirga Gražinyte-Tyla und der Pianist Herbert Schuch beim Kissinger Sommer. „Danke für Ihre warme Energie“, sagte die 30-jährige Dirigentin, nachdem sie zum Schluss etliche Male auf die Bühne geklatscht worden war – und verabschiedete sich mit einer spritzigen Orchesterfassung von Debussys „Golliwog's Cakewalk“.

So gab es doch noch ein wenig Debussy, denn das angekündigte Eingangsstück „Prélude a l'apres-midi d'un faune“ wurde durch Valentin Silvestrovs (Jahrgang 1937) „The Messenger“ für Streicher und Klavier ersetzt. Das Stück kam ebenso traumwandlerisch wie musikalisch gewöhnlich und dennoch schwer fassbar daher: Gespickt mit Mozart-Zitaten, verformte sich die Musik immer wieder neu. Die klare und unaufgeregte Art der Dirigentin ließ der schwebenden Begegnung der Sphären viel Freiraum.

Mirga Gražinyte-Tylas dirigentisches Können zeigte sich außerdem im Schlussstück, der burlesken Ballettmusik „Petruschka“ von Igor Stravinsky. Die Szenen in vier Bildern boten reichlich Zunder, um sich ins Zeug zu legen: Mit fast schon diebischer Freude kostete sie die eigenwilligen Klangkonstruktionen aus, verstärkte die Kontraste und ließ die ganz leisen Töne zu den ganz großen werden. Skurrilität auf höchstem Niveau, mit gedämpften Trompeten und einem heftigen Durcheinander an Themen und Motiven.

Es war jedoch Herbert Schuch, der dem Abend zusätzlich verlieh, was der Titel versprach: Dynamik und Tiefgründigkeit. Im Ersten Klavierkonzert von Tschaikowsky überzeugte er mit hochkonzentriertem, kräftigem und emotional gezügeltem Spiel. Die dynamische Entwicklung war stetig – bis er im Allegro con fuoco all die angestaute Spannung in befreiendem, feurigen Forte auflöste. Das Publikum entlockte Schuch eine Zugabe mit einem Bravourstück frei nach Paganini: „La Campanella“ von Liszt – auch sie unaufdringlich und zugleich tiefgründig gespielt.

 
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