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SCHWEINFURT
Michael Wollnys nicht nur musikalische Farbenlehre
Mathias Wiedemann
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:25 Uhr

Kaum etwas in der Musik ist so spannend, wie der Moment, in dem ein neues Album von Michael Wollny im Schlitz des CD-Spielers verschwindet. Glücklicherweise sind diese Momente ja nicht so selten. Nun also gleich zweimal hintereinander: das Studioalbum „Oslo“, entstanden ebenda im Trio mit Eric Schaefer, Schlagzeug, Christian Weber, Bass, und mit dem Norwegian Wind Ensemble. Und der Live-Mitschnitt „Wartburg“, entstanden eine Woche später ebenso ebenda im Trio mit dem Saxofonisten Emile Parisien.

Die Oslo-Aufnahmen wirken auf Anhieb zugänglicher und (naturgemäß) heller als das Vorgänger-Album „Nachfahrten“. Wie immer bewegen sich Wollny/Schaefer/Weber vollkommen frei zwischen allen Musikstilen, Taktarten, Rhythmen, und wie immer entwickelt sich jedes Stück zu einer eigenen, in sich abgeschlossenen Erzählung.

Und hin und wieder gestatten sie sich, einfach mal eine Runde abzugrooven („Hello Dave“) oder versonnen mit den Farben zu spielen. „Farbenlehre“: Den Titel meint Michael Wollny, aus Schweinfurt stammender Pianist und Synästetiker, ganz bestimmt wörtlich.

Und dann sind da noch die Ausflüge in die Klassik, zu Fauré, Debussy oder Hindemith – immer sind es kongeniale Aneignungen, weitergedachte Hommagen, wenn man so will. „Wartburg“ wirkt trotz heikler Akustik im Rittersaal, abgesehen von ein wenig mehr Raumklang, nicht wie eine Live-Aufnahme, so präzise und transparent wird hier musiziert.

Ähnlich wie das Norwegian Wind Ensemble, das auf „Oslo“ nur punktuell, dafür atmosphärisch umso prägender vertreten ist, kommt Emile Parisien hier sehr gezielt zum Einsatz, in „White Blues“ etwa, einem intimen Zwiegespräch zwischen Klavier und Saxofon. Die beiden von Siggi Loch produzierten Alben funktionieren als Fortsetzungsgeschichte, aber auch als Fundus, in dem der Hörer nach Herzenslust herumstöbern kann.

Tatsächlich kann das ein wenig dauern, denn einige Stücke muss man nach dem ersten Mal gleich noch mal hören. Und dann noch mal. „Make A Wish“, glücklicherweise in zwei Versionen vorhanden, ist so eins, Faurés Andantino auch.

Michael Wollny Trio: „Oslo“ und „Wartburg“, ACT

 
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