
Verdrängen und vergessen lässt Michael Verhoeven sein Publikum nicht – in seinen Filmen konfrontiert der Regisseur die Menschen immer wieder mit den dunklen Seiten der deutschen Geschichte. Filmemachen als Erinnerungsarbeit. Offen und direkt spricht Verhoeven in seinen Werken unbequeme Themen an. Das gelingt ihm über deutsche Grenzen hinaus. 1991 wurde sein Film „Das schreckliche Mädchen“ für einen Oscar nominiert. Am Samstag, 13. Juli, feiert der in München lebende Regisseur und Ehemann von Senta Berger seinen 75. Geburtstag.
Zu den bekanntesten Filmen des gebürtigen Berliners zählt „Die Weiße Rose“ mit Lena Stolze aus dem Jahr 1982. Gegen das Filmprojekt über die Studenten, die in München Widerstand gegen die Nazis leisteten, hatte es anfänglich erheblichen Widerstand gegeben. Auch „Der unbekannte Soldat“ aus dem Jahr 2006 war ein solcher politischer, gesellschaftskritischer Film – eine Dokumentation über die Verbrechen der Wehrmacht und die Frage, welche Rolle dabei die einfachen Soldaten spielten.
Ebenso brachte er den Vietnamkrieg, die deutsche Wiedervereinigung und die Misshandlung von Kindern zur Sprache. Als Held oder Einzelkämpfer sieht sich Verhoeven dennoch nicht. „Ich habe meine politische Wirkung immer im Zusammenhang mit Autoren und anderen Filmemachern gesehen“, sagte er einmal. „Ich bin ja auch kein Aufrührer, der zu irgendetwas aufruft, ich halte nur nicht mit meiner Meinung hinterm Berg.“ Dass er auch leichte filmische Kost kann, zeigte Verhoeven mit der Fernsehserie „Die schnelle Gerdi“ mit Senta Berger in der Hauptrolle.
Dass er beim Film Karriere machen würde, war lange nicht klar, auch wenn er als Sohn des Regisseurs Paul Verhoeven gute Voraussetzungen hatte. Nach einigen Kinderrollen entschied sich der Sohn gegen den Willen des Vaters zunächst für ein Medizinstudium, das er mit Promotion abschloss. Er finanzierte das Studium mit Schauspielerei – und fand dabei sein privates Glück. Denn bei einem der Drehs lernte er Senta Berger kennen. Romantisch waren ihre ersten Begegnungen nicht. „Unsere Bekanntschaft begann mit einem fulminanten Streit um Fellinis Film ,Achteinhalb‘“, verriet Verhoeven in einem Interview.
Dann kam 1963 der Film „Jack und Jenny“, als sich beide vor der Kamera küssen sollten – Beginn einer großen Liebe. Das Paar ist bis heute verheiratet, skandalfrei, ohne große Auftritte in den Klatschspalten. Die beiden Söhne, Simon und Luca, sind ebenfalls mit Erfolg in der Filmbranche tätig. Über seine Ehe sagt Verhoeven: „Für mich hat die Ehe mit der Senta etwas Selbstverständliches – nicht in dem Sinne, dass sie zur Gewohnheit geworden ist, sondern dass sie zu meinem Leben gehört. Ich hätte gern, dass die Zeit, die uns noch bleibt, viel langsamer vergeht.“