Maria Magdalena hat in der Bibelauslegung der katholischen Kirche eine wendungsreiche Karriere hinter sich. Galt sie im frühen Christentum noch als gleichberechtigte Frau unter den Aposteln, wurde die Jüngerin unter Papst Gregor dem Großen im 7. Jahrhundert zur prototypischen Büßerin stigmatisiert.
Das Bild der geläuterten Prostituierten hielt sich als sexistische Projektionsfläche hartnäckig in der christlichen Kultur und bildete das religiöse Fundament für ein Frauenbild, das bis heute polarisierend in „Heilige und „Huren“ unterteilt.
Nun nimmt sich Hollywood auf der alljährlichen Suche nach einem Osterstoff der Angelegenheit an. In Garth Davis' „Maria Magdalena“ entzieht sich die Titelheldin (Rooney Mara) in ihrem Dorf am See Genezareth entschieden dem familiären Vermählungsdruck.
Da passt es gut, dass Jesus (grenzwertig: Joaquin Phoenix) mit seinen Jüngern gerade in der Gegend ist. „Sie wird unsere Gemeinschaft spalten“, sagt Petrus (Chiwetel Ejiofor), und die männliche Gefolgschaft blickt eifersüchtig auf die rein spirituelle Nähe zwischen der Frau und ihrem Messias.
Aber Maria Magdalena stellt die Kontakte zur weiblichen Fan-Basis her, und wenn die Wäscherinnen von Vergewaltigungen erzählen, zeigt der Film, dass „#metoo“ vor 2000 Jahren auch schon ein Thema war. Dennoch schreckt der Film davor zurück, die Jüngerin zur emanzipatorischen Heldin zu stilisieren. Mit viel Augenkontakt und wenig Dialogmaterial zeichnet Rooney Mara ihre Figur als überzeugte, tiefgläubige Gefolgsfrau. Davis und sein Kameramann Greig Fraser verlegen die Heilsgeschichte in karge Landschaften und farbentsättigte Bildkompositionen, während die Dialoge nur knapp am Bekehrungskitsch vorbeischrammen: • • ο ο ο
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