Spannung pur beim Auftaktkonzert des Kissinger Sommers: Dirigent Omer Meir Wellber wartete lange, bevor im nahezu vollbesetzten Max-Littmann-Saal endlich alle Geräusche verstummt waren und er den Taktstock hob. Denn „Ex Animo“ (übersetzt: „Von Herzen“), 2017 komponiert von Josef Bardanashvili (geb. 1948), stand auf dem Programm. Das Stück beginnt in einem piano-pianissimo Oboen-Ton, der kaum vernehmbar war. Dann gesellte sich eine dissonante Zweitstimme dazu, bevor behutsam die fabelhaft musizierende Deutsche Kammerphilharmonie Bremen einstimmte.
Würdiger Ersatz für erkrankten Pianisten
Zeitgenössische, mal borstige, mal delikate Klangspektren tanzten im Wechsel mit Beethoven- und Haydn-Zitaten einen höchst hörenswerten, kontrastreichen Reigen. Es war ein toller Auftakt, vom Publikum allerdings mit verhaltenem Beifall beklatscht. Als Ersatz für den erkrankten Pianisten Radu Lupu sprang Richard Goode ein. Die Umbesetzung löste eine Programmänderung aus. Jetzt gab es statt Mozarts 40. g-Moll-Symphonie das Konzert für Klavier und Orchester C-Dur KV 503. Und statt Beethovens Konzert für Klavier und Orchester Nr. 4 G-Dur nun seine 7. Symphonie A-Dur.
Richard Goode passte sein Klavierspiel dem Orchester an. Sie spielten den Mozart gleichberechtigt und - wie es schien - in überwiegend heiteren Pastell-Farben. Goode kostete die Töne aus. Sein Mund bewegte sich ständig. Manchmal sang er mit. Auch die Soloparts spielte er leicht, leise, vergnüglich und mit unangestrengtem Anschlag. Im zweiten Satz vermeinte der Zuhörer Goodes großes Herz und seine lange Lebenserfahrung aus dem Spiel herauszuhören. Schelmisch grinsend preschten Goode, Wellber und das Bremer Festivalorchester in den Finalsatz. Wunderbare Intermezzi mit den Blasregistern lotete Wellber mit elegantem Dirigat aus. Großer Beifall und Bachs Sarabande aus der 2. Partita gab es als Zugabe von Goode.
Bravo-Rufe aus dem Publikum
Nach der Pause explodierten Wellber und das Festivalorchester förmlich. Sie zeichneten das Bild eines äußerst dynamischen und leidenschaftlichen Beethoven. Hier vermisste man kein groß besetztes Symphonieorchester. Pulsierend und aufwühlend war der Auftaktsatz. Meister monotoner, mystischer Rhythmen waren die Celli, Bratschen und Kontrabässe im Moll-tönenden Allegretto. Ekstatisch, mit vollem Körpereinsatz dirigierte Wellber den Finalsatz. Er riss das Festivalorchester mit. Begeisterter Beifall und Bravo-Rufe drangen aus dem Publikum. Am Ende gab es eine Zugabe: Antonio Salieris „Rauchfangkehrer“-Ouvertüre.