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WÜRZBURG
Mainfranken Theater: Humor schlägt den Hass
Firat Alshater
Foto: Thomas Obermeier | Firat Alshater
Von unserem Mitarbeiter Joachim Fildhaut
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:30 Uhr

Seit er den Hass mit Humor bekämpft, bekommt Firas Alshater „wenigstens ein Lächeln“ zurück. Der syrische Videoblogger aus Berlin musste bei seinem Auftritt in der Kammer des Mainfranken Theaters gar nicht kämpfen. Das internationale W-Café von Theater und Stadt Würzburg hatte den 27-jährigen Sympathie-Träger eingeladen. Der hat kurz nach seiner Flucht in Berlin einen kurzen Asyl-Film gedreht, den in wenigen Tagen vier Millionen Leute anguckten.

Seine Youtube-Videos haben viel Selbstironie, garniert mit ein paar Schenkelklopfer-Witzen. Pate dabei stand der skurrile Humor einer Facebook-Seite, die Nazi-Plakate mit Kätzchen kombiniert, verriet er im Kammertheater, wo er lockere Erklärungen und konzentrierte Interview-Antworten mit einigen Filmbeispielen kombinierte.

All diesen Ausdrucksformen liest man seinen gelernten Beruf ab: Schauspieler mit großem Sinn für Timing. Das war er in Damaskus, wo er nach den 2011er Demonstrationen ein Dreivierteljahr in den Knast wanderte und gefoltert wurde. In einem älteren Film, den er vor seiner Bloggerkarriere drehte, blickt er auf diese Schrecken zurück. Das Publikum seiner derzeitigen Lesereise (mit dem Buchdebüt „Ich komm auf Deutschland zu“) bekommt dieses seltene Dokument zu sehen, das nicht im Netz steht.

Jetzt lautet sein künstlerisches Credo: „Viele Informationen geben, aber die Leute zum Lachen bringen.“ Dass die Blogs so gut funktionierten, erklärte er damit, dass das keine One-Man-Produktionen sind. Die hat er in einem Vierer-Team erarbeitet, worin auch der Kameramann ein Mitspracherecht genießt.

Leider mussten seine Fans die Info wegstecken: Vorerst gibt es keine Blogbeiträge aus der beliebten „Zukar“-Reihe mehr. Die sind ihm erstens zu aufwändig, zweitens studiert er richtige Regie an der Film-Uni Babelsberg und drittens hat er schon ein zweites Buch geschrieben, das zur Frankfurter Buchmesse erscheint. Das wird anscheinend wieder eine Sammlung moderner orientalischer Weisheiten.

Für die eigene Haltung zu seinem Heimatland hat in Berlin ein schönes Bild gefunden: Nachdem die Deutschen zwei Weltkriege „ausgelöst“ hätten und die Hauptstadt komplett zerstört wurde, stehe Berlin heute als begehrte Metropole da. Das gibt ihm Hoffnung für ein künftiges Syrien. Firat Alshater maßt sich nicht an, mit seinem Humor-Kampf dazu beizutragen, dass die Hoffnung für Damaskus aufgeht. Aber einen klugen Rat hat er noch:„Wenn ich etwas nicht akzeptieren kann, dann versuche ich es zu ignorieren.“

 
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