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Würzburg
Machine Head: Marathon-Metal mit einem Hauch Butterfahrt
Die Thrasher um Robert Flynn begeistern 3000 Fans in der ausverkauften Posthalle. Warum das Konzert trotz harter Klänge teils einem Event mit Roland Kaiser ähnelt.
Im Mittelpunkt: Robert Flynn, Gitarrist und Sänger von Machine Head, liebt die große Inszenierung.
Foto: Fabian Gebert | Im Mittelpunkt: Robert Flynn, Gitarrist und Sänger von Machine Head, liebt die große Inszenierung.
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 03.12.2019 11:41 Uhr

Es war einmal eine Heavy-Metal-Band. Die hieß Machine Head. Und so heißt der Act, der 3000 Fans in die ausverkaufte Posthalle lockt, immer noch. Doch ob's noch eine Band ist? Da sind vier Musiker auf der Bühne. Aber vor allem ist da Robert Flynn. Nur er ist noch übrig von 1991, die letzten langjährigen Gefährten hat er 2018 geschasst. Ein starker Auftritt wird, trotz nicht ganz optimalen Sounds, dennoch draus – vor allem wegen Flynn.

An dem 52-Jährigen scheiden sich die Geister. Generell, weil er Machine Head mehr und mehr zu seinem Solo-Projekt macht, in Würzburg speziell, weil er beinahe rüber kommt wie Roland Kaiser auf einer Butterfahrt. Die Fans ständig zu ermuntern, die Arme zu schwenken oder zu klatschen, ist kein Metal. Stimme hat er aber, sein Spiel an der Gitarre ist auch vernünftig. Daumen hoch also fürs Wesentliche, die Musik.

Prominente Gastmusiker

Daran wiederum haben auch zwei Gäste mächtig Anteil. Vogg Kieltyka von den polnischen Kollegen Decapitated an der Gitarre und Matt Alston von den britischen Gothic-Rockern Devilment sind nun mal bärige Verstärkungen. Bleibt abzuwarten, wie lange, doch das darf den Besuchern in Würzburg ziemlich egal sein. Das Quartett wirkt trotz der Zusammenstückelung erstaunlich harmonisch.

Der Anlass ist ja auch ein besonderer: Gefeiert wird der 25. Geburtstag des Debüt-Albums "Burn My Eyes", das Machine Head in voller Länge präsentieren – allerdings erst nach einer kleinen Halbzeit-Pause und ergänzt vom Slayer-Cover "Raining Blood". Davor gibt's ein klassisches Best-off-Set aus den restlichen acht Werken. Klingt nach viel, ist es auch. Drei Stunden und 20 Minuten thrashen und grooven sich die Vier bis ins Ziel. Mit ein paar Längen, aber auch mit Power und der Aggression, die diese schnelle Art des Metal auszeichnet.

Debüt-Album feiert Geburtstag

Wenn Flynn schreit "Is there anybody out there?" kann man gar nicht anders als lauthals "Yes" zurück zu plärren. Vor der Pause kommen auch die jüngeren Fans auf die Kosten, fühlen sich mit mehr Hits bedient. Kernstück des Marathon-Abends ist aber natürlich das Geburtstagskind, das Erstlingswerk. Nach der Pause gleich mal "Davidian", und die älteren Herrschaften bekommen leuchtende Augen. 

Und mögen sich die Experten diverser Metal-Magazine noch so sehr mit der Einordnung von Machine Head einen abringen und von Neo-Thrash sprechen, da ist auf alle Fälle ganz schön viel Hardcore-Attitüde mit im Spiel. Der bisweilen stakkatoartige Gesang Flynns gipfelt im finalen "Block" in Rap. Ja, Rap. Und 3000 Metaller lassen dazu die Haare, so noch vorhanden, fliegen. Flynn mag ein fürchterlicher Egomane sein, ein passabler Entertainer ist er aber auch.

 
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