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NEW YORK
Lou Reed: Ein Leben on the wild Side
Lou Reed: Der Rock-Rebell ist am Ende seines Songs angelangt.
Foto: dpa | Lou Reed: Der Rock-Rebell ist am Ende seines Songs angelangt.
Deutsche Depeschenagentur
 |  aktualisiert: 21.12.2015 13:53 Uhr

„Take a Walk on the wild Side“ sang Lou Reed zu Beginn seiner Karriere. Der Song wurde zur Hymne und zu seinem ganz persönlichen Lebensmotto. Am Sonntag ist der ehemalige Sänger der Band Velvet Underground, der Rebell, Rock-Junkie und Avantgarde-Musiker im Alter von 71 Jahren gestorben. „Ja, ich fürchte, es ist wahr“, sagte Reeds britischer Agent Andy Woolliscroft der britischen Zeitung „The Guardian“. „Ich bin sehr bestürzt.“

Kollegen und enge Weggefährten verneigten sich am Montag vor dem Ausnahmekünstler: David Bowie nannte ihn einen „Meister“, Punk-Ikone Patti Smith trauerte um einen ihrer „wichtigsten Freunde“. „Die Welt hat einen ausgezeichneten Songwriter und Poeten verloren, ich habe meinen Schulhof-Kumpel verloren“, schrieb John Cale auf seiner Facebook-Seite.

Cale hatte mit Reed Ende der 1960er Jahre die Avantgarde-Band Velvet Underground gegründet. „Mein Freund Lou Reed ist am Ende seines Songs angelangt“, twitterte Bestseller-Autor Salman Rushdie.

Mit Songs wie „Perfect Day“ wurde der 1942 im New Yorker Vorort Freeport auf Long Island geborene Reed weltberühmt. Seine Jugend war schwierig. Die Eltern schickten ihn wegen homosexueller Neigungen in psychiatrische Behandlung, wo er angeblich Elektroschocks erhielt. Seine Karriere startete 1965 mit Velvet Underground. Nur fünf Jahre später hatte er sich einen Platz in der Rockgeschichte gesichert.

Drogenexzesse

Mit ihrem düster-schrägen Sound stellte sich die von Andy Warhol geförderte Band gegen die aufkommende Hippie-Bewegung – zunächst ohne großen kommerziellen Erfolg. Ironie der Rock-Geschichte: Das endlich erfolgreiche und von der Kritik gelobte Album „Loaded“, das deutlich Reeds Handschrift trägt, kam erst kurz nach dessen Bandausstieg 1970 auf den Markt. Stücke wie „Sweet Jane“ oder „Rock 'n' Roll“ wurden später zu Klassikern in seinem Repertoire.

Legendär sind auch seine Solo-Alben „Transformer“ (1972), „Berlin“ (1973), die grelle Lärmorgie „Metal Machine Music“ (1978) sowie seine Comeback-CD „New York“ (1989). Sie prägten Reeds kühlen Stil und sein Motto: „Ich mag Musik, die mich körperlich erschüttert“. Der sanfte Song „Perfect Day“, der in dem Film „Trainspotting – Neue Helden“ (1996) zu neuen Ehren kam, klingt wie eine Liebeserklärung.

Viele deuten es allerdings als Lobgesang auf seinen Drogenkonsum. Denn Reed sorgte nicht nur mit Musik für Schlagzeilen. Immer wieder wurde von Drogenexzessen des Musikers berichtet. Sein verwittertes, verlebtes Gesicht sprach für sich. Noch im April hatte sich Reed einer Lebertransplantation unterzogen.

Der Legende, er habe Ende der 1970er Jahre mit David Bowie und Iggy Pop in einer WG im Westen des geteilten Berlins gelebt, widersprach Reed in einem Interview des „Tagesspiegel“ vor einigen Jahren: „Das ist eine dieser Geschichten, für die gilt, was meine Mutter immer gesagt hat: Glaub nur die Hälfte von dem, was du liest.“

Theaterprojekte

Neuland betrat er 1996 mit der Komposition des Musicals „Time-Rocker“, das Regisseur Robert Wilson am Hamburger Thalia Theater inszenierte. Für das Werk „POEtry“ setzte Reed ebenfalls gemeinsam mit Wilson Gedichte und Texte von Edgar Allen Poe musikalisch um. Zwei Jahre später veröffentlichte er die CD-Fassung des Stücks unter dem Titel „The Raven“ (2003). Auch mit der Metal-Band Metallica nahm Reed ein Album auf und begleitete seine langjährige Lebensgefährtin, die Performance-Künstlerin Laurie Anderson, auf der Bühne.

„Wenn man alles zusammenzählt und als Buch betrachtet, dann ist es der große amerikanische Roman“, sagte Reed einmal dem Musikmagazin „Rolling Stone“. „Jede Platte ist ein Kapitel.“

 
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