Das musste dann doch sein: Zwei schmissige, höchst umjubelte Zugaben vermittelten dem Publikum im Max-Littmann-Saal nicht nur ein wenig Neujahrskonzertgefühl, sondern setzten auch einen beschwingten Schlusspunkt unter einen höchst qualitätsvollen Abend mit den Wiener Symphonikern. Wahrlich ein großer Kontrast, denn zuvor hatte das Orchester beim Kissinger Sommer ein Konzert präsentiert, dem ein ernster Charakter zugrunde lag.
Patrick Hahn dirigierte präzise
Die Leitung lag in den Händen von Patrick Hahn, einem gerade mal 26 Jahre alten Österreicher, der aktuell der jüngste Generalmusikdirekter im deutschsprachigen Raum ist – ein Dirigent wie aus dem Lehrbuch, präzise und umfassend, mit einer absolut differenzierten musikalischen Vorstellung, die er in gutem Kontakt mit den Musikerinnen und Musikern auch umzusetzen vermag. Die Symphonie Nr. 1 c-Moll von Johannes Brahms mit ihrer eindringlichen Eröffnung, ausgehend von beharrlichen Paukenschlägen, entwickelte er zunächst sehr verhalten.
Eine große Leistung von Orchester und Dirigent
Spannend gestaltete Hahn das Pendeln zwischen dem Sammeln von Kraft und Nachgeben; an wenigen Stellen, so im Andante sostenuto, bröckelte auch mal der Zusammenhang, doch immer wieder gelang ihm die Verankerung des musikalische Geschehens. Tänzerisch schwebte der dritte Satz, große Geschlossenheit und stimmige Tempi auch im Finale, Akkuratesse im Pizzicato, impulsive und jauchzende Ausbrüche, eine fulminante Steigerung zum Schluss – eine große Leistung von Orchester und Dirigent.
Zuvor hatte bereits die norwegische Sopranistin Lise Davidsen Beifallsstürme entgegennehmen dürfen. Richard Strauss‘ "Vier letzte Lieder" gaben ihr reichlich Gelegenheit, das ungeheure Volumen ihrer dunkel timbrierten Stimme zu entfalten. Doch Davidsen kann sich auch zurücknehmen, lyrisch und dramatisch gestalten, und dies alles absolut fokussiert. Mit dem Orchester harmoniert sie bestens bis hin zur Verschmelzung. Sehr beseelt gelang ihr "September", feinstens ausbalanciert auch "Beim Schlafengehen", bei dem sie mit den Textzeilen "Und die Seele unbewacht will in freien Flügen schweben" ein klangschön vorbereitendes Violinsolo des Konzertmeisters weiterspann. Dem Schluss, der vom nahenden Tod kündet, gab die stimmlich wie künstlerisch ungeheuer präsente Künstlerin fast überirdische Schönheit.
"Freischütz"-Ouvertüre zu Beginn
Begonnen hatte der Abend mit Carl Maria von Webers Ouvertüre zur Oper "Der Freischütz". Hier hätte man sich etwas mehr Transparenz und Sauberkeit gewünscht, doch zum Ende hin hatten die Wiener Symphoniker bereits zu großer Form gefunden.