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WÜRZBURG
Lesung in Würzburg: In der Gefühlswelt von Tschaikowsky und seiner Mäzenin
Katja Tschirwitz
 |  aktualisiert: 24.11.2015 03:41 Uhr

Es hätte ein intimer Leseabend werden können. Der düstere Chorraum der Würzburger Johanniskirche bot allerdings einen reichlich ungemütlichen Rahmen für das 1. Meisterkonzert der Saison. Der musikalisch-literarische Abend „Meine liebe, einzige Freundin“ eröffnete die Konzertreihe mit Briefwechseln zwischen Peter Tschaikowsky und seiner Mäzenin Nadeschda von Meck. Die Schauspielerin Esther Schweins, offenbar etwas angeschlagen, schlüpfte in die Rolle der Nadeschda, auf der anderen Bühnenseite saß als Tschaikowsky der Schauspieler und Sprecher Hanns Zischler, dem man die intensivsten Momente des Abends verdankte. Dazu Klaviermusik von Tschaikowsky, gespielt von der beherzt zupackenden Hideyo Harada.

Der gut 90-minütige Abend gewährte trotz einiger Längen interessante Einblicke in die Gedanken- und Gefühlswelt der beiden Seelenverwandten, die sich persönlich nie gesprochen, aber in den 14 Jahren ihrer Freundschaft an die 1200 Briefe miteinander gewechselt haben. Beide Rezitatoren lasen einfühlsam und klar, was nicht verhindern konnte, dass das gelegentliche Pathos der ehrlichen, scharfsinnigen Briefe etwas ermüdete.

Schweins zeigte sich als gute, angenehme Leserin der Briefe Nadeschdas, einer glühenden Verehrerin und Geldgeberin Tschaikowskys. Der ruhige Zischler fesselte als Tschaikowsky mit einer brillanten Mischung aus Intelligenz und Einfühlungsvermögen, innerer Logik des Vortrags sowie wohltönender Sprechstimme. Besonders lebendig wirkten die Episoden, in denen Tschaikowsky über seine Kollegen schreibt: über den „Langweiler“ Wagner, der „wie Don Quijote permanent versuchen muss, das Unerreichbare zu erreichen“, oder über den heiteren Mozart und seine herzliche Beziehung zum Schüler Johann Nepomuk Hummel. Dass die ausgewählten Klavierstücke in keinem erkennbaren Zusammenhang zu den Briefen standen, mag eine bewusste Entscheidung gewesen sein.

Trotzdem vermisste man die in den Briefen erwähnten Werke sowie umgekehrt auch Vertiefendes zur Musik – zur turbulenten, zubeißend gespielten „Dumka“, dem flirrenden „Grand Pas de deux“ aus dem „Nussknacker“ oder dem frisch musizierten Weihnachtswalzer aus den „Jahreszeiten“.

 
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