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WÜRZBURG
Leoenhard-Frank-Preis geht an „Terrorkind“
Felix Röttger
 |  aktualisiert: 21.06.2015 16:37 Uhr

„Nach der Party“ war das erste von drei bisher unveröffentlichten Bühnenwerken, die von einer Jury aus 60 Einsendungen für den Leonhard-Frank-Preis 2015 ausgewählt und in szenischen Lesungen in den Kammerspielen des Mainfranken Theaters Würzburg vorgetragen wurden.

Angelika Waldis beschreibt in ihrem Zwei-Personen-Stück ein desillusioniertes Gastgeber-Paar (Maria Brendel, Uwe Fischer), das scheinbar locker und entspannt mit dem Abräumen des Geschirrs beginnt. Folgt auf ihr „Abendmahl mit 13 Personen“ der Abgesang der Welt? Es ist ein abgeklärtes Untergangs-Kammerspiel der 1940 geborenen Schweizerin mit literarisch geschliffenen Dialogen.

Bei Karsten Laskes „Terrorkind“ dreht sich alles um Albträume einer OP-Schwester, die mit einem tobenden und ständig ausrastenden Sohn „gesegnet“ ist. Doch immer stärker rückt die gespaltene Persönlichkeit der psychisch kranken Mutter in den Mittelpunkt (Petra Hartung und Claudia Kraus). Sie wird Zeugin eines Amoklaufs an einer Schule in unmittelbarer Nachbarschaft ihrer Wohnung. Wortreich und mit Video-Rückblenden werden konträre Handlungsvarianten durchgespielt.

Bissige Komödie

Den Widerspruch zwischen Überzeugung und praktischen Konsequenzen thematisiert die junge Schweizerin Livia Huber in ihrer bissigen Komödie „Flüchtling@home“. Stefan (Timo Ben Schöfer) stellt seine konsumfreudige Frau (Theresa Palfi) auf eine ungewöhnliche Probe, als sie fassungslos auf das Elend von Flüchtlingen reagiert. Ihr vergeht glatt die Laune am Shoppen, doch ihrem Mann wirft sie Untätigkeit vor. Der fackelt nicht lange und holt seinen Arbeitskollegen Ali (Daniel Ratthei) als „Flüchtling“ ins Haus. Mit Klipp-Klapp-Dialogen handelt die Autorin gesellschaftspolitische Fragen und einen handfesten Ehekrach unterhaltsam ab.

Intendant Hermann Schneider verkündete die Entscheidung der Jury für „Terrorkind“, womit sich Grimme-Preisträger Karsten Laske (2005 für den ARD-Vierteiler „Damals in der DDR“) 4000 Euro Preisgeld und die Erstaufführung seines Bühnenstücks (25. Mai 2016) sicherte.

 
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