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WÜRZBURG
Laboratorum Tanz: Die Suche nach Freiheit und Geborgenheit
Ursula Düring
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:12 Uhr

Mit drei Choreografien junger Künstler, alle Tänzer aus der Ballettcompagnie des Hauses, setzt das Mainfranken Theater seine Reihe „Laboratorium Tanz“ fort. Der beeindruckende Abend, an dem alle Tänzerinnen und Tänzer der Compagnie großartige Leistungen abliefern, beginnt mit „Brief, Case“, einer Arbeit von Alessandro Giovine.

Ein mysteriöser Koffer

Der Italiener, der seit der Spielzeit 2017/ 2018 zum festen Ensemble gehört, teilt sein 25-minütiges Tanzstück in vier Episoden auf. Ein weißer Sessel und ein Bilderrahmen auf der schwarzen Bühne sind Versatzstücke, auf der sich surreale und realistische Episoden abspielen, die sich auf der Suche nach Vollkommenheit und Liebe mit Geborgenheit, süßer Naivität, Erotik und Grausamkeiten auseinandersetzen. Dazu erklingen sphärische Musik, Naturgeräusche, ekstatischer Rhythmus und ein Sinatra-Song.

Die Tänzerinnen und Tänzer bewegen sich schleichend, dann in extremen Bewegungen, wälzen sich zwischen Lichtblitzen über den Boden. Jede Szene wird begleitet von einem mystischen Koffer, der glänzt und kracht, durch ein Fenster fliegt, auf dem Sessel steht, aber manches Rätsel aufgibt.

Die Emanzipation der Frau

Auf neoklassischen Tanzelementen baut die Choreografie „Feminae“ von Leonam Santos auf. Der Brasilianer, geehrt mit einem Förderpreis des Theaters, kam in der Spielzeit 2011/2012 als Eleve ans Mainfranken Theater und ist seit der Saison 2013/2014 festes Ensemblemitglied. Auf einer leeren Bühne lässt er seine Gedanken zur Emanzipation der Frau im Wandel der Zeit fließen.

Seine sechs Kolleginnen gestalten sie in Formation, solistisch oder im Duo weich und fließend. Der Kampf der Frauen gegen Unterdrückung, ihr immer wieder versuchtes Aufbegehren kommen sehr ästhetisch, doch beklemmend deutlich zum Ausdruck. Der Tanz gibt die Abhängigkeit einer Frau oder ihre berührende Zärtlichkeit gekonnt wieder.

Zwei Tänzer, gekleidet in Schwarz, wecken mit Netzkappe über Kopf die Assoziation eines Soldaten mit dem Touch eines Mönchs, korrespondieren mit der Fragilität der Tänzerinnen, demonstrieren Überlegenheit und Macht. Beeindruckend die in Worte gefassten Gedanken des jungen Choreografen, zu denen sich die Frauen synchron bewegen.

Gefangen im falschen Körper

„Metamorphosis“ nennt Cara Hopkins ihre Choreografie. Die Australierin gehört seit der Spielzeit 2012/2013 zum Ensemble. Ihre intensive und plakative Arbeit erzählt die Geschichte eines jungen Mannes, der sich im Inneren als Frau fühlt. Die Qual des Mannes, der im falschen Körper gefangen ist, seine Auseinandersetzung mit sich und seinem Körper vor einem mannshohen Spiegel, sein Ausprobieren und die Alltagsprobleme unter Gleichaltrigen gehen unter die Haut.

In intensiver Körpersprache windet er sich, krampft zusammen, quält sich in Pumps, bevor er es wagt, ein Kleid überzuziehen. Die sehr emphatisch getanzte Geschichte wird von Paul Child am Klavier begleitet, der Songs der Band Radiohead verarbeitet.

Die Compagnie und die jungen Choreografen werden am Ende dieses spannenden Abends mit stürmischem Applaus belohnt.

 
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