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WÜRZBURG
Kurt Krömer um der Kauzigkeit willen
Jürgen Höpfl
 |  aktualisiert: 10.10.2014 16:07 Uhr

Es hätte die Gelegenheit bestanden, den Blödler des Abends erst live um acht auf der Bühne zu erleben und später noch als Fernsehkonserve – zumal Kurt Krömer seine 750 Besucher nach einem eher kürzeren Auftritt inklusive Pause schon um kurz nach zehn relativ früh aus der Würzburger Posthalle entließ.

Allerdings hatten bloß ganz harte Krömerianer nach diesem merkwürdig improvisiert wirkenden, aber voll durchorganisierten Auftritt noch TV-Lust auf den ach so sperrig tuenden Berliner: Der schreckt am Bildschirm, wo er lebendiger daherkommt, noch vor echtem Volk vor keiner Kauzigkeit zurück. Indes wird Kauzigkeit der Kauzigkeit willen schnell langweilig und gespielte Anarchie ohne sinnvolles Witzegerüst rasch fad, wenn das schützende Deckmäntelchen des Fernsehschnittes fehlt.

Und so teilte sich die Besucherschar in zwei Lager: Manche gähnten. Manche johlten schenkelklopfend über jeden schrägen Kalauer, den kugelbauchig nach vorne geschobenen Wanst und das rohe Ei im Gesicht des Komödianten. Oder über jene Gags der üblichen Art von Publikumsbeschimpfung, die Krömer-Kollegen wie Urban Priol oder Günter Grünwald vor 15 Jahren schon besser darzubringen pflegten: „Bei mir sitzen nur lauter Kackstelzen in den ersten zehn Reihen.“

Der mäßig inspirierte Krömer also radebrechte über den vom Traktor überfahrenen Costa Cordalis als Vorbild für würdevolles Altern. Über die arme, 104-jährige Hildegard mit 350, 600 und 900 Marmeladegläsern und Gicht in den Händen. Und über die „Homosexuellen-Hochburg Würzburg“, die der Künstler unter misslungenen Kopulierereien mit dem 47-jährigen unschuldigen Besucher Thomas würdigte. Nun ja.

Schließlich war da noch das, was Kurt Krömer wahrscheinlich selbst für den Höhepunkt hielt: das Telefonieren im überstrapazierten Verstehen-Sie-Spaß- oder Karl-Auer-Stil als selbst ernannter „Roststock“ mit der Telefonauskunft in Rostock. „Wenn es am schönsten war, soll man aufhören, auch wenn es nie schön war“, lautete sein eigenes, etwas anders gedachtes Fazit. Man konnte es getrost so stehen lassen.

 
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