Die Corona-Auflagen haben in wenigen Wochen das Kulturleben komplett umgekrempelt. Museen, Theater und andere Veranstalter haben erhebliche finanzielle und persönliche Anstrengungen unternommen, um die Sicherheit ihres Publikums zu gewährleisten. Überall Reduzierung: Weniger Gäste, weniger Nähe, kürzere Formate, keine Pausen, möglichst wenig Begegnung. Wenige aber haben sich gestalterisch mit den Auflagen auseinandergesetzt.
Das Würzburger Künstlerkollektiv "Monaden" hingegen hat für das Sudhaus auf dem Bürgerbräu-Gelände ein offensiv auf Corona abgestimmtes Konzept entwickelt, um sichere Begegnung zu ermöglichen: Bis Mitte November sollte das Mitte Oktober begonnene Experiment "Iteration" laufen, eine Kombination aus Ausstellung, interaktiver Installation und Performance mit Musik, Tanz und Mode – auf zwei Ebenen mit jederzeit zehn Quadratmeter Fläche pro Person. "Iteration" bedeutet "Wiederholung": Wegen der auf 50 begrenzten Zuhörerzahl fanden alle Live-Elemente mehrmals statt.
Damit ist nun – wie für Kultur allgemein im Lande – ab Montag Schluss. Ein Grund mehr für die Organisatoren, an diesem Wochenende, 31. Oktober und 1. November, nochmal Programm zu machen. Neben der Ausstellung mit Bildern von Jaroslav Drazil und Caro Sprenger und Streetart von Christoph Ulherr (Samstag ab 16, Sonntag ab 15 Uhr, Ende 21 Uhr) werden das Auftritte der Musiker Johannes Albert (Samstag 17 und 20 Uhr) und Hanns Clasen (Sonntag 20 Uhr) und eine Modenschau-Performance (Sonntag 16.30 Uhr) sein.
Johannes Albert, der auch interaktive Hörinseln für das Projekt gestaltet hat, macht elektronische Ambient Music zu Videos, in denen ebenso wenig passiert wie in den Klängen selbst. Er schafft damit Momente des Innehaltens sogar für besonders Aufgedrehte: "Selbst wilde Kinder sind an den Hörinseln komplett zur Ruhe gekommen und haben sich niedergelassen", hat Katha Schmidt beobachtet.
Katha Schmidt ist Koordinatorin der Aktion und Vorsitzende des Trägervereins Monaden, der 25 reguläre Mitglieder zählt, aber für ein weit verzweigtes Netzwerk von Künstlerinnen und Künstlern, Handwerkern und Gestaltern unterschiedlichster Fachrichtungen steht. Die vierwöchige Aktion sollte, wie alle Interventionen des Künstlerkollektivs, Räume schaffen, "die dem Erleben von Kunst, Raum, Mensch und Natur in nachhaltiger Weise gerecht werden", so das Manifest der Gruppe.
Der Theatermusiker und Sound Designer Hanns Clasen, der etwa für das Schauspielhaus Hamburg oder das Wiener Burgtheater arbeitet, wird sein Soloprogramm "Johnny Latebloom" spielen. "Er kommt mit seiner Gitarre, und es wirkt, als seien die Songs durchkomponiert", sagt Katha Schmidt. "Aber es ist alles improvisiert. Das können die Leute immer kaum glauben."
Dass jetzt nach der Hälfte des Projekts Schluss ist, sieht Katha Schmidt einigermaßen gefasst, es gäbe eventuell eine Option, im Dezember nochmal aufzumachen: "Wir sind kreativ und wir sind resilient. Wer wenn nicht die Kunstschaffenden ist derzeit so resilient?"
Tickets und genaues Programm unter www.monaden.de