„Kunst geht fremd . . . und dreht ab“: Das Stück, das im Rahmen der Tauschaktion im Euerdorfer Museum Terra Triassica gelandet ist, passt zum diesjährigen Motto: Es ist rund. Euerdorf liegt, von Würzburg aus gesehen, etwa zehn Kilometer vor Bad Kissingen. Seit 2012 beherbergt das alte Forsthaus direkt neben der Dorfkirche das Museum. Hier erzählen Versteinerungen vom Wandel der triassischen Lebenswelt in der Region – die Trias erstreckte sich über den Zeitraum von etwa 252,2 bis etwa 201,3 Millionen Jahren vor heute: Wie veränderten sich die Umweltbedingungen? Welche Tiere und Pflanzen lebten hier? Dioramen zeigen Ökosysteme aus der Zeit der Trias; die Originalfossilien sind direkt daneben zu sehen. Der Besucher begegnet Meeres- und Landsauriern, fossilen Haiüberresten und denen anderer Fische, Weich- und Schalentieren, Insekten und Mikroorganismen.
Eine uralte Technik
Zu diesen über Jahrmillionen entstandenen Fossilien gesellt sich bis 5. November eine von Menschenhand gefertigte Glasperle aus der Keltenzeit, die kaum zwei Zentimeter misst – eine Leihgabe der Archäologischen Sammlung im Museum Schloss Oberschwappach. Gefunden im nördlichen Steigerwald, stammt sie vermutlich aus dem fünften Jahrhundert vor Christus.
Geschützt durch eine Vitrine ist die Perle in einem Extraraum von allen Seiten zu betrachten. Man muss sich die Nase allerdings schon plattdrücken, um Luftbläschen und andere Einschlüsse erkennen zu können, auf die Franz Bechtold in seinem Eröffnungsvortrag aufmerksam machte. Bei der Perle handle es sich nicht um ein Stück aus glasiertem Ton, wie es der Augenschein vermuten lässt und wie es auch in der „Kunst geht fremd“-Broschüre heißt, sondern um ein Stück lichtundurchlässigen Glases, so der Würzburger Archäologie-Student.
Aus Quarzsand, Kalk und Alkalien wie Pottasche oder Soda wurde die gläserne Grundmasse gemischt – ein uraltes Rezept, das sich bis heute kaum verändert hat. Dieses Gemisch erhitzte man, um dann den Bodensatz und die obere Schaumschicht zu entfernen und den Glaskuchen in der Mitte weiter zu verwenden, der bei Bedarf eingefärbt wurde.
Gegen böse Geister
In die zähflüssige Glasmasse tauchte man dünne Tonstäbe und ritzte mit dem Messer Sollbruchstellen in die erkaltende Glasröhre, um sie später in einzelne Perlen brechen zu können – die folglich ein Loch in der Mitte hatten und so auf Bänder aufgefädelt werden konnten. Durch mehrfaches Wiedererhitzen und Auftropfen verschiedenfarbiger Glasmassen entstanden die blau-weißen „Schichtaugen“, die im kultischen Sinne Kraft spenden und böse Geister abwehren sollten. Anschließend schüttelte man die Glasperlen in einem Tuch hin und her, um ihre Oberfläche zu glätten.
Potenzielle Perlenträger waren wohl schutzbedürftige Menschen wie Kinder und Schwangere, die man immun machen wollte gegen böse Geister Verstorbener. Die Perlen dienten vermutlich auch als heilbringende Grabbeigaben. Die „Euerdorfer“ Perle wurde zwar in Franken gefunden, wurde aber wohl im heutigen Slowenien oder zumindest im Mittelmeerraum produziert. Nach Franken gerieten sie erst über Handelswege.
Öffnungszeiten des Museums Terra Triassica Euerdorf bis 5. November: Samstag, Sonntag, Feiertage 14-17 Uhr
Zum Museum gehörten ein Trias-Garten, zwei geologische Pfade sowie fünf geologische Erlebnispunkte.