Der „Schlachtenmaler“ Heinrich Ambros Eckert (1807-1840) ist zwar in Würzburg geboren. In Unterfranken hat der Sohn eines Metzgermeisters, der in Würzburg das Malen lernte und später nach München an die Kunstakademie ging, aber nur selten gearbeitet. Eines der wenigen Bilder, das seine Heimat zeigt, ist die „Mainlandschaft mit Schiffsleuten“. Zur Zeit fließt Eckerts Main in der Rhön: Das 1834 entstandene Bild, das normalerweise im Mainfränkischen Museum in Würzburg hängt, macht einen Ausflug ins Museum Obere Saline in Bad Kissingen.
Noch bis zum 5. Oktober ist es dort im Rahmen der Aktion „Kunst geht fremd“ in ungewohntem Kontext zu sehen. Acht Museen machen in diesem Jahr bei der Aktion mit, acht Objekte wurden auf die Reise quer durch Unterfranken geschickt, um etwas über die 200-jährige Geschichte Unterfrankens als Teil von Bayern zu erzählen – Thema der diesjährigen Kunst-Tausch-Aktion.
Das Ölbild im Goldrahmen erzählt etwas darüber, wie sich die neue Landeszugehörigkeit für die unterfränkischen Künstler auswirkte: Ihnen fehlten zwar die Aufträge, aber es kam auch Leben in die Würzburger Kunstszene. Fast dramatisch ist der Himmel über der Flussbiegung, dicke Wolken kündigen ein Unwetter an. Zwei Frauen waschen Wäsche auf einem Waschschiff, Pferdefuhrwerke bringen die Fracht zu den Lastkähnen. Im Vordergrund steht ein Kutscher mit Pfeife, seine beiden Pferde dürfen am Wasser ausruhen.
Heinrich Ambros Eckert, von dem das Gemälde stammt, wurde 1807 in Würzburg geboren. Die Malerei lernte er zunächst bei dem Würzburger Carl Caspar Fessel – einem „mittelmäßigen Historienmaler“, wie das „Neue allgemeine Künstler-Lexicon“ von 1837 urteilt. 1825 ging Eckert dann nach München an die Akademie der Künste, wo er sich der Schlachten- und Genremalerei widmete – ein Beispiel für letztere ist die Mainlandschaft mit der Hafenansicht. Von der Landeshauptstadt aus machte er „mehrere Reisen in das südliche Gebirge, um landschaftliche Studien nach der Natur zu machen“, wie ebenfalls das „Künstler-Lexicon“ verrät.
1831 zog es ihn nach Paris, in die Normandie und die Bretagne, wo er in Öl und Aquarell arbeitete. Bekannt wurde er vor allem als Schlachtenmaler, sein berühmtestes Werk sind 388 Lithografien, die die Armee des Deutschen Bundes darstellen und die er zusammen mit seinem Kollegen Dietrich Monten herausgab. „Ambros Eckert hatte ein intensives Leben, wie es in dieser Zeit eine Seltenheit war“, sagt Claudia Lichte vom Mainfränkischen Museum, die das Bild für den Kunsttausch ausgewählt hat. Dass Eckert nach München ging und kaum in Unterfranken tätig wurde, war eine Folge davon, dass den Würzburger Künstlern nach 1814 die Aufträge ausgingen.
„Mit der Säkularisation und dem Anschluss an Bayern war Würzburg in dem Sinne keine Residenzstadt mehr“, sagt Lichte. Doch das hatte durchaus auch belebende Wirkung, wie Eckerts Vita anschaulich zeigt: „Der Fokus der Künstler weitete sich“, so Lichte. Wäre Unterfranken nicht an Bayern gefallen, wäre Eckert vermutlich nicht nach München gegangen. Lichte: „Es gibt zwar nicht mehr so viele Aufträge, aber man nutzt auch die Chance und geht weg an die Akademie.“
Der Raum im Mainfränkischen Museum, in dem das Bild normalerweise hängt, zeigt Werke von Künstlern, die bis Mitte des 19. Jahrhunderts in Unterfranken tätig waren – darunter auch die des Dresdner Malers Ferdinand von Rayski (1806-1890). Um den hiesigen Adel zu porträtieren, weilte Rayski zwei Jahre lang in Unterfranken. „Der unterfränkische Adel zog sich in dieser Zeit zunehmend auf seine Landsitze zurück, und diese mussten standesgemäß ausgestattet werden“, so Lichte. Rayski traf demnach auf großen Bedarf: Zwei Jahre lang malte er ausschließlich Porträts. „Rayski hatte eine andere Art zu malen als die hiesigen Künstler“, sagt Lichte. Dass Leute wie er nun Aufträge in Unterfranken bekamen, hatte auch Auswirkungen für die hiesigen Künstler: Es gab mehr Konkurrenz, mehr Austausch, mehr Vielfalt. Lichte: „Die Konzentration lag nicht mehr auf Würzburg und der Residenz.“
1834 hat Eckert, in München lebend, auch einige Ansichten von Kissingen und Umgebung gefertigt, die zu einem Andenkenalbum zusammengestellt und an die Kissinger Kurgäste verkauft wurden. „Kissingen wurde von München sehr protegiert“, so Lichte. Ein weiteres Beispiel dafür, wie die Zugehörigkeit zu Bayern sich auch auf die unterfränkische Kunstszene auswirkte – und gleichzeitig eine Verbindung zum Museum Obere Saline, mit dem das Würzburger Objekt noch bis zum 5. Oktober fremdgeht.
Museum Obere Saline
Das Bad Kissinger Museum Obere Saline befindet sich in der repräsentativen Oberen Saline, wo in der Kur-Saison die Fürstbischöfe und später auch Otto von Bismarck weilten. Im Fokus der Ausstellung stehen Salz und Salzgewinnung in Bad Kissingen sowie die Entwicklung der Stadt als Heilbad. Obere Saline 20, 9 76 88 Bad Kissingen, Tel. (09 71) 807-1230; geöffnet Mi bis So 14-17 Uhr, www.museum-obere-saline.de