Zum sechsten Mal tauschen in diesem Jahr unterfränkische Museen Kunstwerke aus. Waren es im Jahr 2011 drei, sind es heuer zwölf. Das Knauf-Museum Iphofen, das derzeit Schmuckstücke aus Ägypten und japanische Miniaturschnitzereien präsentiert – also schöne Dinge – war damit als Eröffnungsort von „Kunst geht fremd . . . und macht schön“ perfekt gewählt.
„Neues und Vernetzung“ heißen laut Birgit Speckle, stellvertretende Bezirksheimatpflegerin, die zentralen Begriffe. Denn in Zeiten knappen Geldes kommen Museen nicht immer an neue Stücke. Durch „Kunst geht fremd“ sei dies aber ähnlich wie bei Wanderausstellungen möglich. Der Austausch von Ausstellungsobjekten stelle eine Bereicherung dar, und durch „Kunst geht fremd“ entwickelten sich auch neue Ideen.
Buddha trifft Riemenschneider
Jeweils ein ausgewähltes Kunstwerk wird bis 6. November an ein anderes Haus ausgeliehen und dort in einem neuen Umfeld ausgestellt. So trifft etwa im Mainfränkischen Museum Würzburg der Buddha Shakyamuni, der sonst im Museum Schloss Aschach zu sehen ist, auf eine Riemenschneider-Madonna. Eine keltische Bronzefibel aus dem Museum Oberschwappach findet sich in der Nähe historischer Faschingsorden im Deutschen Fastnachtsmuseum in Kitzingen wieder.
In der diesjährigen Aktion „Kunst geht fremd“ gehen die Museen gezielt nach Schönem auf die Suche (deswegen das Motto). So wechselt laut Veranstalter das Bildnis einer Dame im Ankleidezimmer seinen Standort ebenso wie die Keramik einer Frisierstube, findet sich eine Buchillustration mit zwei Frauen, die ihre Schönheit zu käuflichen Zwecken zur Schau stellen, ebenso wie die Replik einer ägyptischen Schminkpalette, eine Grabbeigabe mit einer Fibel aus einer Wehranlage oder ein Nonnenspiegel, der auch geistlichen Damen Schönheitspflege erlaubte. Es finden sich eine „schöne“ Rhöner Maske und ein schöner Buddha, ein Aktgemälde und Entwürfe für die Verschönerung der Wand durch Bemalung. Das Kostüm eines schönen Faschingsprinzen ist ebenso dabei wie die Darstellung eines schönen mittelalterlichen Minnesängers.
Einfügen oder irritieren
Die Objekte können sich in eine andere Ausstellungskomposition durchaus einfügen, sie können aber auch ganz bewusst irritieren. „Das ist der kreative Moment“, sagt Claudia Lichte vom Mainfränkischen Museum. Denn über die Platzierung machten sich die beteiligten Museen im Vorfeld Gedanken. „Was für eine Geschichte wird das Objekt an dieser Stelle erzählen?“ laute die Frage. Antworten haben die zwölf Museen gefunden – nachdem klar war, wer welches Objekt bekommt. „Das ist fast wie bei einer Börse“, sagt Marlene Lauter vom Würzburger Museum im Kulturspeicher.
„Die Objekte gehen auf Reisen“, erklärt Lichte. Und Kunstfreunde sollen sich gerade in der Ferienzeit auf Wanderschaft zu den an „Kunst geht fremd“ beteiligten Museen begeben. „Ein einzigartiges Projekt in Bayern“, fügt Andrea Brandl von der Kunsthalle Schweinfurt an.
In einer Serie wird diese Redaktion – wie schon in den vergangenen Jahren – die Objekte und Museen einzeln und ausführlich vorstellen.