Als Reiselektüre für einen Flug ist das Buch nicht unbedingt zu empfehlen, bodenständigen Fans des Politkrimis aber schon: In Kristina Ohlssons „Himmelschlüssel“ geht es um eine Flugzeugentführung mit terroristischem Hintergrund.
Die schwedische Autorin, die einst als Terrorismus-Expertin bei der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) gearbeitet hat, schöpft aus dem Vollen ihres Erfahrungsschatzes und spannt einen Bogen von 9/11 bis (fast) zu Edward Snowden. Ohlsson bringt wieder ihre bekannten Figuren aus den erfolgreichen Vorgängerromanen wie „Sterntaler“ (2013), Alex Recht und Fredrika Bergmann, ins Spiel. Die Handlung verlegt sie aber von der Verbrecherszene des alltäglichen Lebens in Schweden auf eine globale sicherheitspolitische Ebene. Und so stellen sich der Kriminalkommissar Alex Recht und seine frühere, inzwischen ins Justizministerium gewechselte Kollegin Bergmann einer Herausforderung, der sie kaum gewachsen zu sein scheinen.
In der Bordtoilette des Jumbojets Flug 573 von Stockholm nach New York mit mehr als 400 Passagieren wird kurz nach dem Start ein Drohbrief gefunden. Die Maschine werde beim Landeanflug in die Luft gesprengt, sollten sowohl die schwedische als auch die US-Regierung nicht die Forderungen unbekannter Erpresser erfüllen: Schweden soll die geplante Abschiebung eines suspekten Algeriers zurücknehmen; die USA sollen ein Gefangenenlager in Afghanistan umgehend schließen.
Weiter kompliziert wird die Situation durch den Umstand, dass der Kapitän des Flugzeugs anscheinend in die Entführung involviert und sein Erster Offizier Alex Rechts Sohn Erik ist – und weder Schweden noch die USA haben die Absicht, auf die Erpressung einzugehen. Während in Schweden fieberhaft daran gearbeitet wird, Zusammenhänge und Hintergründe des Verbrechens aufzudecken, um nach alternativen Lösungen zu suchen, reagieren die Amerikaner knallhart: Sollte das Flugzeug den US-Luftraum erreichen, wird es abgeschossen.
Die Lage scheint aussichtslos
Für die Insassen des Jumbosets scheint die Lage völlig aussichtslos. Ohlsson gelingt es großartig, den Nervenkitzel einer solchen Situation, die Angst und seelische Anspannung aller Figuren auf den Leser zu übertragen.
Sehr gut hat sie die unterschiedlichen Befindlichkeiten der internationalen Geheimdienste herausgearbeitet, für die der Laie nur ein Kopfschütteln übrig hat. Dass ihre prophetische Sicht der Bespitzelung inzwischen von Edward Snowden eingeholt wurde, tut dem Buch keinen Abbruch. Im Gegenteil – Ohlsson (Jahrgang 1979) lässt Raum für eine spannende Fortsetzung.
Kristina Ohlsson: Himmelschlüssel (Limes, 480 Seiten, 19,99 Euro)