
Im Spitäle in Würzburg gab es groovende Barockmusik zu hören: Johannes Engels, ehemaliger Kulturamtsleiter der Stadt, trat anlässlich des 100. Geburtstags der Vereinigung Kunstschaffender Unterfrankens (VKU) als Flötist auf die Bühne. Mit Ivan Turkalj am Violoncello und David Bergmüller an der Theorbe, einer barocken Laute, standen ihm zwei hochkarätige Musiker zu Seite, die – allesamt auf Barockinstrumenten spielend – barocke Musik für moderne Ohren spielten.
Neben drei mehrsätzigen Stücken für das Trio standen auch Solostücke für das Violoncello und die Theorbe auf dem Programm, ebenso ein Duo für Theorbe und Violoncello. Die drei Musiker füllten jeweils dynamisch ihre Rollen aus: Während die Flöte der Musik Form und Melodie gab, verlieh ihr das Violoncello kraftvollen Körper und die Theorbe den Herzschlag, der lebendig macht.
Farbenfroh und facettenreich
Spätestens in der Suite in G des französischen Komponisten und Flötisten Jacques Hotteterre le Romain (1674-1763) hatten die Musiker ihren Platz gefunden. Besonders der Tanz „Courante-Double“, der die Promenade einer nicht definierbaren Person („L’indiférente“) am Hofe portraitiert, sprudelte vor Inspiration und gestalterischer Fantasie. So farbenfroh und facettenreich gespielt, wurde der höfische Pomp vor dem inneren Auge lebendig.
Aber nicht nur die enorme musikalische Kreativität überzeugten, sondern auch das barocke Handwerkszeug: Die Intonation saß fast durchgehend einwandfrei und die unterschiedlichen nationalen Stile grenzten sich durch Handhabung des Rhythmus und des Ausdrucks deutlich voneinander ab.
Eingerahmt von zwei Händel-Sonaten, lag der Schwerpunkt doch beim französischen Barock. Robert de Visée (ca. 1660-1732), Kammermusiker und Lautenist am Hofe Ludwig XIV, komponierte eine der heute bekanntesten Chaconnes für Theorbe, die David Bergmüller mit einnehmendem Puls königlich-träumerisch spielte. Auch die Solo-Suite in G von de Visée raubte dem Publikum fast den Atem – man hätte die sprichwörtliche Nadel fallen hören können.
Jam-Session als Zugabe
Ivan Turkalj zeigte besonders in der Sonata Nr. 1 des Franzosen Jean Baptiste Canavas (1713-1784), wie lückenlos er die Register seines Instrumentes beherrscht; die Klanggestaltung in den höheren Registern war besonders tragfähig und rund. Johannes Engels wiederum spielte auch in der abschließenden Händel-Sonate in F, besonders im Allegro, mit warmem Klang und die Koloraturen angenehm unaufgeregt.
Die Zugabe als Jam-Session über einen barocken Basso Continuo verkörperte dann endgültig die Verschmelzung von Barock und „Pop“: ein in jeglicher Hinsicht gelungenes Projekt.