Dazu zählt die weibliche Heiligenfigur der britischen Peter Moores Foundation, die bereits als Vorbotin seit Juni 2003 in der Festung bewundert werden kann - und die nach der Würzburger Ausstellung ihren Platz im Museum Compton Verney nahe Stratford-upon-Avon finden wird. Die knapp über einen Meter große Figur (datiert um 1515/20) gehört zu den so genannten heiligen Madln. Sie wechselte vor vier Jahren für rund 2,7 Millionen Dollar den Besitzer, konnte nur durch eine 20 000-Euro-Spende der Koenig & Bauer-Kulturstiftung nach Würzburg geholt werden.
In der Ausstellung im Mainfränkischen Museum wird von 24. März bis 13. Juni noch eine weitere millionenschwere Arbeit Tilman Riemenschneiders aus seiner Blütezeit präsentiert, die wir im letzten Teil dieser Serie vorstellen: Maria mit Kind (datiert um 1521/1522) kommt aus dem Dumbarton Oaks House in Washington D.C. nach Würzburg. Und die HypoVereinsbank München übernahm die gesamten Kosten für den aufwändigen Transport mit Klimakiste aus den USA nach Deutschland sowie die Versicherung in Höhe von 27 000 Euro.
Zwar fehlt der Mondsichel eine Spitze und dem Christuskind ein Finger und der Daumen an der einen Hand. Doch dies schmälert die Schönheit des gut 95 Zentimeter großen Riemenschneider-Werkes keineswegs. Auch nicht, dass es aus vier Lindenholzblöcken von minderer Qualität gefertigt wurde. Was zählt ist die "außergewöhnliche Qualität der schnitzerischen Ausführung", so Julien Capuis vom Metropolitan Museum of New York. Diese zeigt sich zum Beispiel in der Wiedergabe des kindlichen Mundes mit seinen beiden Zähnchen oder in der Anatomie: "Hier ist ein richtiges Kind dargestellt", sagt Claudia Lichte, ein fröhliches, verspieltes mit Pausbacken.
Auch in der eleganten Hand Marias mit dem geknickten kleinen Finger ist die Meisterschaft Riemenschneiders erkennbar. Und noch etwas: Im Gegensatz zu seinen früheren Werken sind die Formen der Dumbarton-Oaks-Maria vereinfacht und reduziert. Und diese "klassische Einfachheit und Größe" ist nach Riemenschneider-Forscher Justus Bier typisch für die herausragenden Werke der späten Jahre des Künstlers - für seine reife Blütezeit.
In der Ausstellung im Mainfränkischen Museum wird die Maria-Kind-Figur nach Angaben von Claudia Lichte auch einen besonderen Aufstellungsort erhalten, einen mit viel Raum, damit ihre "Einfachheit und Größe" voll zur Geltung kommen wird. Dieser Punkt, dass das Kunstwerk ein zentrale Stück in der Riemenschneider-Schau sein wird, und die einzigartige Stellung des Bildschnitzers innerhalb der Kunstgeschichte waren für die HypoVereinsbank ausschlaggebend für ihre Spende. Und da sie auch in München eine eigene Kunsthalle hat, ist ihr die hohe Summe von 27 000 Euro "nicht ganz fremd", sagt Friedgard Halter vom Generalsekretariat.