Der Geiger Frank Peter Zimmermann lächelt dem Dirigenten Ádám Fischer zu, dann dem Konzertmeister der Bamberger Symphoniker. Das Orchester spielt derweil die immer dramatischere d-Moll-Steigerung von Brahms‘ Violinkonzert kurz vor dem Einsatz des Soloinstruments. Dann legt Zimmermann einen Start hin, der elektrisiert. Gestochen scharf und dennoch mit Klangfülle spielt er die ersten Takte seines Parts im sehr gut besuchten Bad Kissinger Regentenbau.
Packend interpretiert er bei seinem Auftritt im Rahmen des Kissinger Sommers die aufrüttelnden punktierten Rhythmen und Mehrfachgriffe im a-Moll-Teil. Wie gesungen trägt er die lyrischen Haupt- und Nebenthemen vor. Die melodiöse Seite seines Könnens entfaltet Zimmermann im wie Engelsmusik gespielten langsamen Satz, bevor er die schmissige Volkstümlichkeit des letzten Satzes voll auskostet.
Auch während des Spiels hat Zimmermann immer mal wieder ein Lächeln für Orchester, Dirigenten und Publikum übrig. Phrasierung und Intonation sind von enormer Sicherheit. Winzige Ungenauigkeiten – etwa zu Beginn des letzten Satzes – haben da keine größere Bedeutung. Allerdings sind die Glissandi, die Zimmermann in den kantablen Stellen bei Lagenwechseln einsetzt, Geschmackssache. Stören tun sie nicht. Aber mehr dürften es nicht sein. Nach dem letzten saftigen Akkord brechen die Zuhörer in einen tobenden Jubel aus, wie er im Regentenbau nicht oft zu erleben ist. Zimmermann gibt zwei virtuose und grandios nuancenreiche Bach-Zugaben: das Allegro aus der a-Moll-Solosonate und das Preludio aus der E-Dur-Solopartita.
Die Bamberger zeigen beim Brahms-Konzert eine solide Leistung. Der ungarische Dirigent Ádám Fischer koordiniert vorbildlich Orchester und Solist. Sowohl beim Violinkonzert wie auch in Mozarts sogenannter kleiner g-Moll-Sinfonie ist insbesondere die erste Oboistin hervorragend. Ansonsten ist Ádám Fischers Interpretation des Mozart-Werks von krampfhaft gesuchter Originalität geprägt.
Der erste Satz ist gehetzt, der langsame in zusammenhanglose Melodiesegmente zerfasert. Das Menuett ist viel zu flott, das Trio – wohl als Kontrast gedacht – nimmt er langsam. Die Forte-Piano-Gegensätze im Finale gestaltet Fischer so extrem, dass sie ad absurdum geführt werden. Mit Mozart haben diese interpretatorischen Manierismen und Willkürlichkeiten nichts zu tun. Dazu kommen noch einige Patzer der Hörner. Was die Bamberger – hauptsächlich wegen der Interpretationsansätze des Dirigenten – bei der Mozart-Sinfonie schlecht machen, machen sie bei Brahms wett.