
Der deutsche Geiger Frank Peter Zimmermann riss das Publikum beim Kissinger Sommer zu Begeisterungsstürmen hin. Zusammen mit den Bamberger Symphonikern unter ihrem tschechischen Chefdirigenten Jakub Hruša spielte Zimmermann im Regentenbau die Suite concertante des ebenfalls tschechischen Komponisten Bohuslav Martinu. Der 56-jährige Zimmermann kostete sämtliche Aspekte des spritzigen Stücks voll aus. Wahre Akrobatik bot der Virtuose in den schnelleren Partien des Werkes, das hier dissonant gewürzte folkloristische Melodien und Metren aufweist. Mit sagenhaftem Schmelz interpretierte Zimmermann die langsame Air.
Stradivari von 1711
Der Geiger brachte den mit barocken Gesten kokettierenden Satz auf der Stradivari akustisch zum Glühen. Umwerfend war insbesondere die klangliche Intensität, mit der der Musiker auf dem Instrument von 1711 die romantischen Passagen in den hohen Lagen auf der G-Saite vortrug. Der Chefdirigent der Bamberger Symphoniker und der Solist bildeten hier wie auch in den flotten Abschnitten ein tolles Team. Dass Zimmermann nicht auswendig spielte, sondern aus Noten, war etwas irritierend. Aber das Martinu-Stück ist kein Standard-Werk. Und bei den Stellen, die in Sachen Zusammenspiel besonders heikel sind, spielte Zimmermann dann doch auswendig und kommunizierte punktgenau mit dem Dirigenten.

Der russische Pianist Sergey Tanin ist drei Jahrzehnte jünger als Zimmermann. Der Mittzwanziger, der vergangenes Jahr den ersten Preis und den Publikumspreis beim Kissinger Klavierolymp gewann, entpuppte sich nun bei seinem Konzert im Rahmen des Kissinger Sommers ein weiteres Mal als virtuoser Teufelskerl am Steinway. Mit Präzision und interpretatorischem Tiefgang spielte Tanin das dritte Klavierkonzert von Sergej Prokofiev.
Der Solist spielte auswendig
Der Solist lotete die zwischen Ironie und Pathos stets pendelnde Musiksprache dieses Werks wunderbar feinsinnig aus. Die halsbrecherisch schwierigen Stellen meisterte Tanin mit traumwandlerischer Sicherheit. Er spielte alles auswendig ohne Noten. In den leidenschaftlichen Partien trug er die mitunter zuckersüßen Melodien mit Eleganz und Geschmack vor. Das Orchester glänzte mit Klangkultur und Differenziertheit.
Das war auch bei der Moldau der Fall. Dirigent Hruša präsentierte das bekannteste Werk seines Landsmanns Bedrich Smetana mit schwungvoller Frische. Klanglich großartig austariert war insbesondere der Nymphenreigen im Mondschein. Die Blechbläser hätten in der Moldau das eine oder andere Mal zunächst etwas zurückhaltender spielen können. Dann wäre der Effekt des Vyšehrad-Themas gegen Ende noch umwerfender gewesen. Ansonsten war die Moldau eine rundum gelungene Sache in diesem übrigens rein slawischen Konzertprogramm.