Intendant Tilman Schlömp, der 2018 seinen zweiten Kissinger Sommer präsentiert, und sein Team haben für die nächste Ausgabe des 1986 gegründeten Festivals auch ungewöhnliche Ideen: So gibt es am 12. Juli „Music for a While“ in der KissSalis Therme – nach Sauna und Badbesuch. Handtuch und Badeschlappen statt Sakko und Krawatte: „Ob schwimmend oder einfach im Liegestuhl: Sie können die Musik über und unter Wasser genießen“, heißt es im Programmheft. Die Musik: Songs von Kurt Weill und John Dowland mit Tora Augestad und ihrer Band.
Den eingefahrenen E-Musik-Festival-Betrieb ein wenig aufzulockern schadet nicht. Der Kissinger Sommer fährt ja dennoch auf der seriösen Schiene. So gibt es auch 2018 ein Programm mit Stars und bekannten Ensembles. Und im Zentrum der Veranstaltungen steht der bewährte Max-Littmann-Saal des Regentenbaus.
Schlömp hat das Festival unter das Motto „1918 – Aufbruch in die Moderne“ gestellt. Porträtiert wird die Musik einer Zeit des Übergangs, des Aufbruchs, aber auch einer Zeit der Unsicherheit. Das ist schon deswegen interessant, weil sich über ein Jahrhundert hinweg Parallelen zu heutigen Befindlichkeiten finden lassen. Zwangsweise steht dann natürlich viel Musik aus dem 20. Jahrhundert an – was manchen konservativen Konzertfreund abschrecken mag. Doch das Programmheft verspricht: Es gehe nicht um „schwer verständliche moderne Musik“, sondern um „bahnbrechende Werke“. Zudem gibt es ja auch genug Süffiges wie etwa Vivaldis „Die vier Jahreszeiten“.
Einige Höhepunkte des Kissinger Sommers 2018 (15. Juni bis 15. Juli):
• Die Cellistin Sol Gabetta spielt mit dem Festivalorchester – der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen – das Eröffnungskonzert am 15. Juni. Dirigent ist Paavo Järvi; auf dem Programm stehen Elgars Cellokonzert und die 4. Sinfonie von Johannes Brahms. Sol Gabetta, Artist in Residence des Kissinger Sommers 2018, ist noch bei weiteren Konzerten zu hören: am 16. Juni beim „Gipfeltreffen“ mit Geigerin Janine Jansen und Pianist Alexander Gavryluk (Rachmaninow und Prokofjew) sowie am 19. Juni mit dem Pianisten Bertrand Chamayou (Beethoven, Britten, Chopin).
• Perkussionist Martin Grubinger führt am 21. Juni das Percussion Concerto „Conjurer“ von John Corigliano auf. Orchester dieses Abends sind die Wiener Symphoniker unter Gustavo Gimeno. Außerdem gibt es „The unanswered Question“ von Charles Ives und Tschaikowskys „Pathétique“.
• Khatja Buniatishvili (Klavier) und die Wiener Symphoniker spielen am 22. Juni Tschaikowskys 1. Klavierkonzert; auf dem Programm stehen zudem Rimski-Korsakow und Strawinsky („Der Feuervogel“).
• Valery Gergiev leitet am 23. Juni das Orchester der russisch-deutschen Musikakademie. Gespielt werden Werke russischer Komponisten sowie Bruckners 7. Sinfonie.
• Daniel Hope, Thomas Quasthoff und Katja Riemann bringen am 24. Juni Strawinskys „Die Geschichte vom Soldaten“ ins Kurtheater.
• Der Pianist Menahem Pressler gilt als lebende Legende. Am 26. Juni spielt der dann 94-jährige Mitgründer des Beaux Arts Trio ein Solorecital mit Kompositionen von Mozart, Debussy und Chopin.
• Der 28. Juni bringt ein Wandelkonzert (Erlöserkirche, Kurtheater, Rossini-Saal) mit Andreas Martin Hofmeir Tuba), Andreas Mildner (Harfe), André Schwager (Gitarre) und dem Trio Klavis.
• „Die vier Jahreszeiten“, Vivaldis Dauerbrenner, spielt das Venice Baroque Orchestra mit Solis Giuliano Carmignola am 30. Juni beim Luitpoldbad Open-Air. Ein weiteres Open Air bestreiten am 15. Juli Canadian Brass (bei schlechtem Wetter wird jeweils in den Littmann-Saal ausgewichen).
• Der Pianist Arcadi Volodos spielt am 1. Juli unter anderem Brahms und Schubert.
• Ein Klavierquartett um Martin Helmchen (Veronika Eberle, Violine, Tatjana Masurenko, Viola, Marie-Elisabeth Hecker, Violoncello) präsentiert am 4. Juli Schumann und Brahms.
• Mendelssohns großflächiger „Lobgesang“ steht am 6. Juli auf dem Programm. Paavo Järvi leitet die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen und den WDR-Rundfunkchor.
• Ein Paket von Konzerten steht am 7. Juli unter dem Motto „Schwarzweiss – das Klavier und die Moderne“. Mit dabei sind unter anderem Igor Levit, Herbert Schuch und Claire Huangci.
• Unter anderem Mozarts „Requiem“ führen die Bamberger Symphoniker und die Chorgemeinschaft Neubeuren am 8. Juli unter Enoch zu Guttenberg auf.
• Der Pianist Grigory Sokolov ist mit einem noch nicht bekannten Programm am 10. Juli zu hören.
• Annette Dasch singt am 12. Juli unter der Überschrift „Jugendstil“ Lieder von Mahler, Berg, Ullmann und Korngold. Am Klavier: Wolfgang Rieger.
• Arabella Steinbacher ist Solistin des Konzerts am 13. Juli bei Mendelssohns Violinkonzert. Marek Janowski leitet die Bamberger Symphoniker. Zudem gibt es Schuberts 3. Sinfonie und die „Metamorphosen für 23 Streicher“ von Richard Strauss.
• Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks spielt am 14. Juli Dvoøáks Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ und Schumanns Violinkonzert (Solistin: Alina Ibragimova).
• Beim Abschlusskonzert am 15. Juli sind das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin und der Pianist Benjamin Grosvenor zu hören. Unter der Leitung von Alondra de la Parra gibt es Gershwin, Debussy und de Falla.
Vorverkauf Tel. (09 71) 80 48-444. www.kissingersommer.de