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TAMMY – VOLL ABGEFAHREN:
Kino: Selbstfindungstrip von Oma und Enkelin durch die USA
Frauenpower: Großmutter Pearl (Susan Sarandon) und Enkelin Tammy (Melissa McCarthy).
Foto: Warner Brothers | Frauenpower: Großmutter Pearl (Susan Sarandon) und Enkelin Tammy (Melissa McCarthy).
dpa
 |  aktualisiert: 30.09.2016 17:29 Uhr

Melissa McCarthy ist sich für keine Peinlichkeit zu schade. Das hat sie unter anderem als selbstbewusste Schwester des Bräutigams in „Brautalarm“ bewiesen oder in den Fernsehserien „Gilmore Girls“ und „Samantha Who?“. Susan Sarandon ist eher für die leiseren Töne bekannt, für subtilen Witz voller Eleganz und Sexappeal. In „Tammy – Voll abgefahren“ geben die beiden Enkelin und Großmutter, die sich auf einen Roadtrip durch die USA begeben, der zumindest für Tammy (McCarthy) zum Selbstfindungstrip wird.

Tammy reitet nicht gerade auf einer Erfolgswelle: Auf dem Weg zu ihrer Arbeit in einer schmierigen Burgerbude trifft sie immer wieder auf Rehe, bis ihr eines direkt vor den Wagen läuft. Das Auto ist Schrott, das Tier berappelt sich schnell wieder. Dafür wird Tammy wegen chronischen Zuspätkommens gefeuert. Als sie, gefrustet und früher als erwartet, zu ihrem Ehemann kommt, sitzt der gerade mit der Nachbarin bei einem Romantikdinner an ihrem gemeinsamen Wohnzimmertisch.

Auto weg, Job weg, Kerl weg, da bleibt für Tammy nur die Flucht aus dem miefigen Kaff irgendwo in Illinois in direkter Nachbarschaft zu ihren Eltern – und ihrer Großmutter Pearl (Sarandon). Denn die hat das nötige Kleingeld und einen fahrtüchtigen Cadillac. Notgedrungen macht sich Tammy mit ihr auf die Reise zu den Niagarafällen, dem „Ort, an dem man dem Himmel am nächsten ist“, wie Pearls Vater einst sagte. Allerdings kommen Pearl und Tammy erst im zweiten Anlauf an den gigantischen Wasserfällen an der Grenze zu Kanada an. Vorher verbringt die trinkfreudige – und, wie sich später herausstellt, ernsthaft alkoholkranke – Pearl eine Nacht im Gefängnis, weil sie erst in der Öffentlichkeit trinkt, dann Minderjährigen Bier besorgt.

Schäferstündchen im Auto

Sie hält ein Schäferstündchen im Auto mit dem graumelierten Aufreißer Earl (Gary Cole); Tammy demoliert einen Jet-Ski, raubt ein Schnellrestaurant aus, gemeinsam bringen sie das erbeutete Geld zurück, zünden das eigene Auto an, um Spuren zu verwischen, und stellen sich gegenseitig auf einer Lesbenparty von Pearls Cousine Lenore (Kathy Bates) bloß. Pearl und Tammy schenken sich nichts, sind schmerzhaft ehrlich zueinander und oftmals rücksichtslos miteinander, wobei die Großmutter einen erheblich höheren Betreuungsaufwand erfordert.

Doch Pearl ist es auch, die Tammy den Kopf wäscht, ihr unmissverständlich zu verstehen gibt, dass sie ihr Leben selbst in die Hand nehmen muss. Und so macht die übergewichtige, vom Leben und den Menschen enttäuschte Tammy eine Wandlung durch. Am Anfang will man sie jede zweite Minute unter die Dusche schicken, wenn sie nach der Karambolage mit dem Reh ölverschmiert, später von Schweiß und Bratfett aus der Burgerbude versifft ist – immer noch in der Uniform des Schnellrestaurants und mit den praktischen Gummi-Clogs. Die Wandlung zeigt sich selbstverständlich auch äußerlich.

Ben Falcones Regiedebüt, für das er und Ehefrau McCarthy auch das Drehbuch schrieben, ist witzig und rasant, allerdings wenig überraschend und manchmal allzu banal und quälend lang – etwa wenn Tammy arg unbeholfen das Schnellrestaurant ausraubt. Klar lässt dies das durchaus beabsichtigte Unbehagen des Zuschauers wachsen, ist aber nach einer Weile einfach nur langweilig. Dass Tammy am Ende zu sich selbst und einem neuen Mann findet, der Ex aber bestraft und Großmutter Pearl glücklich wird, ist früh absehbar. Eine unterhaltsame Komödie, die manchmal ein bisschen zu viel will: • • • ο ο ο DPA

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