Patricia (Jennifer Garner) ist eine Mutter, die alles unter Kontrolle hat. Tapfer und unerschrocken tritt sie den Gefahren entgegen, die Internet und soziale Netzwerke für ihre Tochter bereithalten. Alle Datenaktivitäten über den heimischen Router werden protokolliert und am Abend auf dem Sofa ausgewertet.
Eine automatische Alarmfunktion übermittelt jedes Update auf der Facebook-Seite der Tochter. Passwörter sind meldepflichtig, und das Telefon ihres Kindes wird einer täglichen Daten-Razzia unterzogen. Patricia ist der Albtraum eines jeden Teenagers. In Jason Reitmans „Zeitgeist“ verkörpert sie auf überzeichnete Weise die elterlichen Angstfantasien der Internetära. Bei vier Familien zeigt der Film die Auswirkungen totaler Vernetzung.
Da ist ein pornosüchtiger Vater, dessen Frau ihr außereheliches Glück auf einer Dating-Seite sucht. Dann gibt es die Geschichte eines magersüchtigen Mädchens, das im Netz von Gleichgesinnten beraten wird. Eine Cheerleaderin träumt von einer Hollywood-Karriere und postet dafür auf der eigenen Website mit Unterstützung der Mutter anzügliches Fotomaterial. Und dann ist da noch der Junge, der nach jahrelangem Pornokonsum beim ersten Sex kläglich versagt.
Es ist ein ganzes Arsenal von Figuren, die – hochvernetzt – den Kontakt zu sich selbst, der eigenen Sexualität und ihren Nächsten längst verloren haben.
Reitman serviert eine bitterböse Tragikomödie, die mehr zum Nachdenken als zum Lachen bringt. Die digitalen Möglichkeiten machen das Miteinander der Menschen nicht leichter, ganz im Gegenteil, wie der Film aufzuzeigen sucht.
Diese Botschaft bringt der Regisseur mit einem hochkarätigen Ensemble unterhaltsam, mitunter provozierend und oft auch nachdenklich rüber: • • • • ο ο M. S.
Cineworld Mainfrankenpark (FSK ab 0)