Wenn Lou Bloom (Jake Gyllenhaal) spricht, dann tut er es in einer seltsamen, angelesenen Sprache, in der sich der unterwürfige Jargon der Dienstleistungsgesellschaft mit den Erfolgsversprechen von Karriereseminaren mischt. Wenn wir den jungen Mann zum ersten Mal in Dan Gilroys „Nightcrawler“ sehen, hält er sich in Los Angeles als Kleinkrimineller über Wasser. Eine Mischung aus Naivität und Kaltschnäuzigkeit treibt Lou an, sie wird ihm zur ersehnten Karriere verhelfen. Als er nachts auf der Autobahn Zeuge eines Unfalls wird, beobachtet er, wie ein Kameramann die blutige Szenerie filmt und das Material gleich an einen lokalen TV-Sender vertickt. Lou hat seine Berufung gefunden, er kauft eine Kamera und hört fortan den Polizeifunk ab.
Der Durchbruch kommt, als er nach einem Raubmord heimlich ins Haus der betroffenen Familie eindringt und mit kleinen Veränderungen die Bilder vom Tatort spektakulärer gestaltet. Die Fernsehredakteurin Nina Romina (Rene Russo) ist begeistert. Ihr Sender versucht, mit immer drastischeren Nachrichtenbildern von Gewaltverbrechen Quote zu machen. Sie erkennt das Talent und unterschätzt den Ehrgeiz des jungen Kameramannes, der alles tut, um den ersehnten beruflichen Aufstieg voranzutreiben.
Jake Gyllenhaal ist brillant in der Rolle des skrupellosen Aufsteigers. Die weiche Stimme, mit der er seine Plattitüden der Erfolgsgesellschaft nachbetet, lassen ihn wie eine monströse Version des amerikanischen Traums und eine verlorene Seele erscheinen, die vollkommen losgelöst von gesellschaftlichen Codes agiert. Auch wenn Gilroys bitterböses Porträt der amerikanischen Mediengesellschaft sich nicht eins zu eins auf hiesige Verhältnisse übertragen lässt, zeigt der Film doch eindringlich, wie der Druck der Wirtschaftskrise moralisch resistente Soziopathen hervorbringt: • • • • ο ο
Cineworld im Mainfrankenpark, Filmwelt und Weltbio Schweinfurt, Movie Marktheidenfeld, Universum Bad Kissingen, Stadtsaal-Lichtspiele Bad Königshofen, Starlight Bad Neustadt, Roxy Wertheim (FSK ab 16)