
Braddock ist ein unwirtlicher Ort. In der Mitte keucht das Stahlwerk, als wäre es in seinen letzten Zügen. Die Hochöfen waren einmal das pochende Herz der Kleinstadt im Bundesstaat Pennsylvania, aber mit dem Untergang der Stahlindustrie ging es mit Braddock steil bergab. Mehr als drei Viertel der Bevölkerung haben die Stadt verlassen, aber für Russell (Christian Bale), dessen Familie seit Generationen in der Stahlhütte arbeitet, ist der heruntergekommene Ort immer noch die Heimat.
Als Schichtarbeiter führt er ein geregeltes Leben, aber für seinen jüngeren Bruder Rodney (Casey Affleck) ist das Malocherdasein nichts. Und wer in Braddock keinen Job an den Hochöfen hat, dem bleibt eigentlich nur noch die US-Army. Viermal war Rodney schon im Irak und versucht sich nun mit Glücksspiel und illegalen Boxkämpfen über Wasser zu halten. Das treibt ihn in die Arme des unberechenbaren Gangsters Harlan de Groat (Woody Harrelson), der mit fingierten Kämpfen sein Geld verdient. Was sich im deutschen Titel wie ein Rachethriller a la Charles Bronson anhört (Original: „Out of the Furnace“), wird unter der besonnenen Regie von Scott Cooper zu einem Brüderdrama, das sich mehr über das Atmosphärische als über die Handlung erzählt.
Stilsicher entwirft Cooper („Crazy Heart“) das Szenario einer untergehenden Industriestadt, die vom amerikanischen Traum im Stich gelassen wird. Vor allem aber lebt der Film von hervorragenden schauspielerischen Leistungen. Christian Bale verschmilzt vollkommen mit der Figur des einfachen Arbeiters, dessen Ehrgefühl im bröckelnden Moralgefüge wie ein Fremdkörper wirkt. Erst im letzten Drittel kommt das Motiv der Rache zum Tragen, die von Cooper jedoch nicht als Form gerechtfertigter Selbstjustiz, sondern als vergeblicher Protest gegen das zerfallende Wertesystem in Szene gesetzt wird: • • • • ο ο
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