Die härtesten Männer der dänischen Geschichte sind keinesfalls Wikinger, sondern Westernhelden – zumindest in dem Film „The Salvation – Spur der Vergeltung“, der mit dem alten Klischee gründlich aufräumt. Für die Figur des raubeinigen Rächers aus Skandinavien hat Regisseur Kristian Levring außerdem die perfekte Besetzung gefunden: den Kopenhagener Hollywoodstar Mads Mikkelsen.
Dessen sprödes Charisma verhalf ihm zu einem seiner größten Erfolge, der Rolle als Bösewicht im James-Bond-Thriller „Casino Royale“. Auch in seinem neuen Film setzt der Däne auf herbe Männlichkeit. Denn der Ex-Soldat Jon, den er verkörpert, kennt schnell nur noch eine Motivation: gnadenlose Rache. Der Film beginnt an einem klassischen Ort, einem Bahnhof im Mittleren Westen der USA. Das Gebäude an den Schienen ist nicht viel mehr als ein Bretterverschlag. Die staubige Hitze überzieht die Gesichter mit Dreck und Schweiß. Die Farben des Films sind auf Sepiatöne reduziert.
Die Eröffnungsszenen zelebrieren in Zeitlupe die historischen Kostüme. Ein Fleckchen Erde, wie geschaffen für großes Drama. Und das lässt nicht lange auf sich warten. Jon holt seine Frau und seinen Sohn an dem Bahnhof ab. Sieben lange Jahre hat er auf seine Familie gewartet, seit er 1864 nach der Niederlage im Deutsch-Dänischen Krieg in die Vereinigten Staaten ausgewandert ist. Doch kaum haben sich die drei schamhaft begrüßt, da finden sie sich schon in einer äußerst bedrohlichen Lage wieder.
Frau und Sohn sind tot
In der Postkutsche auf dem Weg ins gemeinsame neue Zuhause wollen sich zwei Gauner an Jons hübscher junger Frau vergehen. Nach einer gewaltsamen Rangelei schmeißen sie Jon aus der Kutsche. Als er sie endlich wiederfindet, sind Frau und Sohn tot. Jon hat nun nichts mehr zu verlieren. Der bislang friedfertige Siedler wird zum gnadenlosen Rächer. Schauplatz, Ausstattung, Entwicklung des Helden: Regisseur Levring zollt den klassischen Western Tribut. Auch der Konflikt folgt den Gesetzen des Genres. Im Mittelpunkt steht die korrupte Kleinstadt Black Creek. Bürgermeister, Sheriff und Bürger leben unter der Knute des Bandenanführers Delarue (Jeffrey Dean Morgan). Um sich vor ihm zu schützen, verraten die feigen Kleinstädter den Dänen. Denn einer der Mörder, die Jon erschießt, ist ausgerechnet Delarues Bruder.
Der Film verläuft genau so, wie man es von einem Western erwartet. Die Geschichte erhebt keinen Anspruch auf einen tieferen Sinn. Wer darauf einen Kinoabend lang verzichten mag, der sieht einen Rachekracher voller Schießereien und mit einer guten Besetzung. Bemerkenswert in der Riege der Darsteller sind außer Mikkelsen und Morgan auch der britische Altstar Jonathan Pryce und vor allem Ex-Bond-Girl Eva Green. Denn der einzig spannenden weiblichen Figur – Madelaine – wurde zwar von Indianern die Zunge herausgeschnitten, Frauen haben in dieser Welt ohnehin nichts zu sagen. Doch Greens trotziger, stummer Auftritt bleibt im Gedächtnis haften.
Überhaupt kommt der filmische Vergeltungstrip ohne viele Worte aus. Das bleibt schließlich auch als Botschaft hängen: Wer auf Rache sinnt, redet nicht viel, sondern schießt: • • • • ο ο
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