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SCHWEINFURT
Katharina Thalbach unter komödiantischer Hochspannung
Von unserem Mitarbeiter Manfred herker
 |  aktualisiert: 24.01.2013 17:28 Uhr

Ein kleiner dicker Mann im abgewetzten Nadelstreifenanzug, mit pomadigem Mittelscheitel und Menjoubärtchen steuert eine Bank unter einem Baum an, brabbelt, schluchzt, ist am Ende. Er packt einen Strick aus einem schäbigen Koffer, wirft ihn über einen Ast: „Komm her, mein letzter Freund – gute Nacht, du falsche Welt“. Da tritt eine gut gelaunte Lebensretterin aus den Kulissen des Schweinfurter Theaters. So beginnt die Musical-Comedy „Zwei auf einer Bank“.

Der depressive Joachim (Katharina Thalbach) und die hartnäckig an das ewige Glück glaubende Loreley (Andreja Schneider) erzählen ihre Sehnsüchte, Hemmungen, Konflikte und Gefühle durch Lieder (begleitet vom Christoph-Israel-Sextett). Die komödiantische Hochspannung der Thalbach verwandelt die schräge Lovestory in eine brillante, zirkusreife Musikclown-Performance.

Die beiden Damen servieren ein Feuerwerk an hintergründigem Humor, das von Volksliedern, Couplets, Schlagern und Operettenmelodien lebt. Aber wie! Ironie, Satire, Groteske, Nonsens – vergesst es! Thalbach setzt überall noch gewaltig einen drauf, sie grimassiert, überzieht, schmeißt sich ran – manchmal bis zur Schmerzgrenze. Vor ihrem Song „Haben Sie schon mal im Dunkeln geküsst“ beichtet sie der liebestollen Loreley von ihrer Abneigung gegen das Küssen: „Nee, dieser Schleimaustausch, nee“. Überzeugend, weil gut studiert, ihre Pinkelszene als Joachim: „Na, komm schon raus!“

Die Liederauswahl bietet Vertrautes und Überraschendes zum Thema Liebe: „Zwei auf einer Bank“ sangen einst Gitte Haenning und Rex Gildo, „Illusionen“ interpretierte Alexandra und „Du lässt Dich geh'n“ beklagte Charles Aznavour. Daneben stehen andere Songs und Operettenhits. Da tut es einem Operettenfan schon weh, wenn die losgelassenen Comedians die Wirkung von Lehárs „Lippen schweigen“ brutal zerstören.

Dann, mitten in Klamauk und Lachen, singt das seltsame Pärchen zweistimmig „Wahre Freundschaft“, „Kein Feuer, keine Kohle“ und „Ade zur guten Nacht“. Haben der Kleine und die Große eben noch die Liebespaar-Szene aus dem „Titanic“-Film persifliert – jetzt zaubern sie mit den schlichten Liedern allen Unsinn von der Bühne, lassen das Publikum lauschen. Riesenapplaus und Bravorufe für Frauenpower aus Berlin.

 
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