Mal endlich alles vergessen, die Hektik, den Stress, die Alltagssorgen – genau das wollen die Kastelruther Spatzen: „Man muss sich einfach mal seine eigene Traumwelt zurechtlegen.“ So umschreibt es Norbert Rier, seit über 30 Jahren Kopf der erfolgreichen Gruppe, zu Beginn des Konzertes vor rund 1500 Gästen im fast voll besetzten Würzburger Congress Centrum.
Und das lassen die sich nicht zweimal sagen: Größtenteils ältere Semester sind es, man sieht aber auch jüngere Gesichter, Kinder und Teenager. Allerdings: Das Phänomen Kastelruther Spatzen ist für Außenstehende eher schwer zu fassen: Seltsam teilnahmslos trällert Rier, der sich selber eher als „glücklicher Landwirt aus den Bergen“ denn als Popstar sieht, die Hits der letzten 30 Jahre, wobei er immer wieder von strahlenden Frauen, die ihm am Bühnenrand Rosen überreichen, unterbrochen wird.
Dass seine sechsköpfige Combo, deren Schlagzeuger, ein gebürtiger Würzburger, laut Rier „ein Heimspiel“ hat, die einfachen Arrangements ein bisschen lieblos herunterspult, ist den Zuschauern aber egal: Im vergangenen Oktober haben sie erstmals mit einem ihrer Alben Platz eins der deutschen Charts erreicht, über hundert Goldene Schallplatten und zahlreiche Musikpreise pflastern ihren Weg.
Es ist die Kombination aus heiler Welt und Sehnsucht nach Liebe, den Bergen und immer wieder der Heimat, die die Menschen von den Sitzen holt. Und in Würzburg ist die Sehnsucht nach der Heimat besonders groß, so Rier, denn hier studiert sein Neffe Simon, dem er dann auch das rührige Stück „Mein Tirol“ widmet. „Eine große Familie“ will man sein – und kaum einer kann sich dem permanenten Wechsel von Schunkelwalzer und Vierviertel-Mitklatschtakt entziehen, vor allem nicht, als die Spatzen zum Ende des rund zweieinhalbstündigen Abends ihre größten Hits zum Besten geben: „Eine weiße Rose“, „Herzschlag für Herzschlag“ und den großen „Alpenrausch“ mit „Ciao Amore“.