Schillers Verszeile über die Bretter, die die Welt bedeuten, hat Luc Bondy auf seine Weise interpretiert: Die Welt ist voll von Bühnenbrettern, die bespielt werden wollen. Ob Paris oder Wien, New York, Berlin, Hamburg oder Salzburg – wo immer der Schweizer Weltbürger auch Theaterstücke oder Opern inszeniert hat, fast immer wurde er bejubelt. Heute, Mittwoch, 17. Juli, wird Bondy 65 Jahre alt. Seit einem Jahr leitet er das Théâtre de l'Odéon in Paris, bis vor kurzem neben seinem Job als Intendant der Wiener Festwochen. „Zu Wien habe ich eine Hassliebe, doch die Liebe ist größer“, sagte er beim Abschied Mitte Juni.
Dank des Kulturstadtrats
Beim Adieu gab gab es ein Dankeswort des Kulturstadtrats, in dem Bondys „Kampf gegen die Verblödung“ gewürdigt wurde. Wohl auch, weil er an der Donau, wie überall, mit klaren Ansagen zu Themen der Zeit, darunter zur wachsenden Fremdenfeindlichkeit, Stellung nahm. Oft ist Bondy als Paradebeispiel eines „Schauspieler-Regisseurs“ gerühmt worden. In Paris stellte er im vorigen Herbst seine Überzeugungskraft einmal mehr unter Beweis: Bondy holte seinen Landsmann Bruno Ganz (72) zurück auf die Bretter – zwei Jahre nachdem der mit den Worten „Ich bin total zerworfen mit dem Theater“ seinen Abschied von der Bühne verkündet hatte. Nun brillierte Ganz im Harold-Pinter-Stück „Die Heimkehrer“ im Théâtre de l'Odéon.
Mit 30 die erste Oper
Schon mit 25 war Bondy einer der gefragtesten Theatermacher der Welt, mit knapp 30 inszenierte er seine erste Oper, „Lulu“ von Alban Berg, in Hamburg. Besonders ist seine Kunst mit der Berliner Schaubühne verbunden. Nach dem Rücktritt von Peter Stein gehörte Bondy dem Direktorium des Hauses von 1985 bis 1988 an. Doch Krankheiten zwangen ihn, den Schaubühnen-Job aufzugeben. Ein Schicksal, das ihn 2008 auch an der Berliner Volksbühne ereilte: Wegen einer akut notwendigen Rückenoperation musste er Proben abbrechen.
Leiden machen ihm immer wieder zu schaffen, darunter auch Krebs: „Früher habe ich sehr gehadert. Aber als mir mein Chirurg vor zwei Jahren, nach der schweren Rückenoperation wegen meiner Arthrose, sagte, ich würde mein Leben lang Schmerzen haben, habe ich beschlossen, mich mit meinem Weh zu versöhnen. Ich wehre mich nicht mehr.“