Als „Mama Bavaria“ liest sie Bayerns Politprominenz auf dem Nockherberg die Leviten – jetzt hat Luise Kinseher den Bayerischen Kabarettpreis erhalten (wir berichteten). Die 45-Jährige nahm die Auszeichnung in Urban Priols Aschaffenburger Hofgarten-Kabarett entgegen. Der Würzburger Frank-Markus Barwasser würdigte seine Kollegin als „menschenfreundliche, spielbegeisterte Rampensau“: „Als der liebe Gott die Lebenslust nach Niederbayern geschickt hat, muss sie bei Luise auf der Eckbank hängen geblieben sein und war danach nicht bereit, weitere Menschen in der Region zu beglücken.“
Die Jury lobte ihren schwarzen Humor und eine „Liebe zur schrägen Perspektive“, die sich bei ihren Soloprogrammen in typenhaften Figuren wie der dauerbetrunkenen Mary from Bavary äußert. Kinsehers Blick auf die Dinge sei nicht besserwisserisch, sondern kommunikativ, betonte Barwasser, der vor allem als Querdenker Erwin Pelzig bekannt ist. „Wer das als mangelnde Schärfe kritisiert, hat die fein ziselierte Absurdität ihrer Gedanken übersehen.“
Der Traum einer Zentralheizung
Großen Applaus gab es für Ehrenpreisträger Richard Rogler. Laudator Kay Sebastian Lorentz, der Leiter des Düsseldorfer Kleinkunstbühne „Kom(m)ödchen“, nannte ihn einen „grundguten Knöttersack, mit großem Herzen für die Benachteiligten und Zukurzgekommenen“. Der gebürtige Oberfranke Rogler offenbarte trocken, was ihn auf die Bühne gebracht habe – der Kindheitstraum einer Zentralheizung: „Da ich für einen Beruf mit Vorgesetzten nicht infrage kam, blieb ja eigentlich nur das Kabarett.“
Unter Kabarettisten gehört zur Laudatio stets auch der ein oder andere Seitenhieb. Musikpreisträger Tobias Mann beispielsweise wurde bescheinigt, er habe Frisur und Gesichtsausdruck eines Eichhörnchens auf Speed. Michael Altinger, Gastgeber der BR-Kabarettsendung „Schlachthof“, nannte ihn aber zugleich den „Aperol-Spritz des Kabaretts“ – weil er sein Publikum berausche. Den Senkrechtstarter-Preis erhielt der Poetry-Slammer Nico Semsrott.
Den Bayerischen Kabarettpreis vergibt der Bayerische Rundfunk seit 1999 gemeinsam mit dem Münchner Lustspielhaus und dem Aschaffenburger Hofgarten-Kabarett. Das Bayerische Fernsehen strahlt die Preisverleihung am kommenden Freitag (11. Juli) ab 22 Uhr aus.