Mit Blumentopf und Decke in die erste eigene Wohnung, Ehering am Finger, sechs wundervolle Flittertage im noblen Hotelzimmer hinter sich. Das Leben ist schön, neu, aufregend. Zumindest für die frisch verheiratete Corie Bratter. Dumm nur, dass ihr Ehemann Paul, ein strebsamer Junganwalt, ihren Optimismus angesichts der Realität nicht teilt.
Das Einzimmer-Apartment, sechs Treppen hoch in einem Haus ohne Fahrstuhl, ist eine überteuerte Bruchbude, die neurotische Schwiegermutter Ethel eine Klette, die Nachbarn sind suspekt, besonders der Charme sprühende Lebenskünstler Victor Velasco. Schon bald treten die so unterschiedlichen Charaktere des jungen Paares zutage, führen zu Streit, gefährden die Ehe.
Mit Sprachwitz und Tiefgang
Das ist der - durchaus dramentaugliche - Stoff, aus dem Amerikas erfolgreich(st)er Theater- und Drehbuchautor Neil Simon bereits 1963 „Barfuß im Park“ geschaffen hat. Als Komödie, mit Sprachwitz, Tiefgang, einer Prise Tragik und wunderbar leisem Humor.
Das Theater Schloss Maßbach zeigt das Stück unter der Regie von Susanne Pfeiffer. Im ausverkauften Haus erlebte das Publikum eine ausgemacht vergnügliche Premiere, die mit lang anhaltendem Applaus endete. Den hatten sich alle Beteiligten verdient.
Anna Schindlbeck glänzt als frisch gebackene Ehefrau, die (noch) auf Wolke sieben schwebend, (beneidenswert) jugendlich unbekümmert ihr Leben stemmt. Ihr Enthusiasmus, ihre Offenheit für Neues, ihre ausgefallenen Ideen - eine davon titelgebend - stehen im starken Kontrast zu Pauls Verhalten.
Überraschungsbesuch von der Schwiegermutter
Wie angegossen füllt Benjamin Jorns die Rolle des strebsamen Anwalts. Der ist schon halbwegs im Alltag angekommenen, stutzt kurz über die unerwartete Wohnsituation, stürzt sich dann aber ungerührt von Cories Verführungsversuchen ins Studium mitgebrachter Akten. Was nicht heißt, dass er die heimische Stimmung gefährden wollte. Den Überraschungsbesuch von Cories Mutter Ethel (Sandra Lava beherrscht es perfekt, mit Mimik und Körpersprache oft das Gegenteil zum Gesagten auszudrücken) und die von freundlichen Lügen zwischen den Frauen kaschierten Spannungen steckt er jedenfalls besser weg als Corie.
Die weiß im Grunde, dass die von der Mutter beschönigend „Nest“ genannte Wohnung (Bühne: Patrick Schmidt, Requisite: Kathrin Hartmann) indiskutabel ist. Als brave Tochter will sie am Lebensglück der (das Alleinsein fürchtenden) Mutter mitbauen und fädelt einen gemeinsamen Abend mit dem Nachbarn Victor Velasco (Ingo Pfeiffer als durchaus sympathischer Aufschneider) ein.
Der Zoff eskaliert zur Ehekrise
Der Besuch in einem exotischen Restaurant endet in einem Fiasko. Erst trudeln Corie und Victor köstlich amüsiert im trauten Heim ein, dann folgen nach wenigen Minuten die keuchenden Spaßbremsen Ethel und Paul. Die beiden Älteren verziehen sich, als das junge Paar zu streiten beginnt - über den Abend und Grundsätzliches. „Ich frage mich, ob du imstande bist, das Leben zu genießen“, wirft Corie ihrem Mann an den Kopf. Ihrer Zweifel scheinen berechtigt, schließlich hatte er es abgelehnt, mit ihr barfuß im Park spazieren zu gehen - im Winter.
Der Zoff eskaliert zur Ehekrise, keiner geht auf den anderen zu, „es hat einfach nicht geklappt“. Also aus und vorbei? Nun, wenn es nach dem Telefonmann (Georg Schmiechen) geht, der schon beim Einzug aktiv war, dann ist „die Zukunft nicht vollkommen hoffnungslos“.
Nächste Vorstellungen 5., 9. bis 12. Mai. Vom 1. bis 16. Juni auf der Freilichtbühne zu sehen. Karten und Infos: Tel. (09735) 235