Der 85-jährige Veitshöchheimer Maler Helmut Booz teilt seine Bildflächen in kleine Zellen ein – mit diesem Merksatz kommt man sehr weit durch die Jubiläumsausstellung, die die Vereinigung Kunstschaffender Unterfrankens (VKU) dem Künstler derzeit im Würzburger Spitäle ausrichtet (bis 12. Mai). Freilich, es sind nur 39 Exponate und die stammen vorwiegend aus den letzten fünf Jahren. Aber sie zeigen zweimal Wesentliches: Booz schuf durch seine Konstruktionen aus kleinen, gleichformatigen Bildelementen einen unverkennbaren Personalstil. Dieses Prinzip fasst er weit genug, um ständig Neues zu erfinden. Der Absolvent der Münchner Akademie löste damit das Dilemma eines jeden Künstlers: Er muss zugleich immer neu und immer wiedererkennbar sein.
Die Zellen des Helmut Booz können fast jede Größe haben. Für einen solchen Bildaufbau eignen sich Masken ebenso gut wie eine Vogelperspektive auf Straßen und Dächer und gegenstandslose Strukturen. Gleich links in der Ausstellung scheint ein Gemälde zu erklären, wie Booz zu seiner Arbeitsweise fand. Inspirierten ihn Seerosenblätter zu seiner modularen Herangehensweise? Hängt hier ein Bild aus dem Frühwerk als biografischer Fingerzeig? Fing alles mit einer Hommage an Claude Monet an, möglicherweise, als Helmut Booz Mitte der 1970er fünf Jahre lang in Paris lehrte und lebte? Das wäre schön ordentlich, aber die Gemälde „Nymphäen“ und „Im Moorteich“ sind grade mal drei Jahre beziehungsweise ein Jahr jung. Es wiederholt sich alles und es wiederholt sich nichts.
Diese Frage nach dem, was da abgemalt sein könnte, ist nicht naiv
„Verwandlungen, Metamorphosen, Maskierungen“ seien ein Hauptthema des Jubilars, erläuterte die Kunsthistorikerin Eva-Suzanne Bayer bei der Vernissage am Ostersonntag. Da bleiben Deformationen nicht aus. Sie ergeben menschliche Figuren in Verzerrungen wie bei Pablo Picasso oder F. W. Bernstein, nie jedoch so leidzerfurcht wie bei Francis Bacon. Der Grundton ist nicht vorwiegend, aber oft und gerne heiter.
Vor manchen Werken kann der Betrachter lange rätseln, was sie darstellen. Diese Frage nach dem, was da abgemalt sein könnte, ist nicht naiv, Urheber und Wissenschaftlerin diskutieren sie selbst unnachgiebig, wie Bayer Ostern gestand: „Wir streiten ziemlich oft, wenn ich sage: Das ist das und das – und er sagt: Nö nö nö, das ist dies und jenes.“
Hie und da hilft der alte Merksatz weiter, demzufolge Booz in Zellen malt. Ausgerechnet auf seinem Bild „Im Atelier“ fügen sich diese Strukturelemente zu lauter Rechtecken. Gemeinsam mit dem vorherrschenden Weiß unterstreichen sie den Eindruck, sich in einem Labor zu befinden. Darin gibt es noch viel zu entdecken.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11–18 Uhr. Bis 12. Mai.