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WÜRZBURG
Jonathan Seers gab Mahlers Musik die Unschuld zurück
Von unserem Mitarbeiter Frank Kupke
 |  aktualisiert: 21.05.2010 11:54 Uhr

Eine sehr überzeugende Interpretation des Violinkonzertes von Johannes Brahms lieferte der Solist Augustin Hadelich zusammen mit dem Würzburger Philharmonischen Orchester unter Jonathan Seers. Im bestens besuchten Großen Saal der Würzburger Musikhochschule brillierte der Geiger sowohl technisch wie auch musikalisch. Dem 26-jährigen Deutschen, der bereits als Zehnjähriger in Würzburg zu hören war, gelangen insbesondere die lyrischen Passagen mit großer Innigkeit. So gestaltete er die Melodiebögen des zweiten Satzes als wunderschönes Lied ohne Worte.

Eine beachtliche Virtuosität, die sich bereits in der Kreisler-Kadenz des ersten Satzes angedeutete hatte, kostete Hadelich in dem mitreißenden Vortrag des Schlusssatzes voll aus. Mit zwei Zugaben – einem furios-humoristischen Paganini und einem fantastisch intensiven Bach – bedankte er sich beim Publikum für den frenetischen Applaus.

Eine Glanzleistung vollbrachte das Philharmonische Orchester Würzburg, das bereits bei Brahms durch sein akkurates Zusammenspiel mit dem Solisten überzeugt hatte, mit der Interpretation von Gustav Mahlers Fünfter Sinfonie. Den Philharmonikern gelang es unter Generalmusikdirektor Seers auf nahezu vorbildliche Art und Weise, die Klippen und Abgründe dieses Mammutwerkes von Mahler auszuleuchten, dessen Geburtstag sich in diesem Jahr – am 7. Juli – zum 150. Mal jährt.

Fantastisch, wie die Musiker im zweiten Satz die Trauermarsch-Reminiszenzen aus dem ersten Satz hineintrugen und den Choral aufleuchten ließen. So wurde Mahlers Modernität deutlich. Und den sarkastisch-ironischen Humor des Komponisten im Scherzo und im Finale gestalteten die Instrumentalisten wie es sein sollte – nämlich so, dass dem Zuhörer das Lachen im Halse stecken bleibt. Das populäre Adagietto – es erklang bei der Beerdigung von Robert F. Kennedy und diente auch als Stimmungsmusik in Viscontis Film „Tod in Venedig“ – bekam unter Seers seine Unschuld zurück und wurde zum zerbrechlichen Idyll. Der Würzburger Generalmusikdirektor leistete Grandioses an diesem Abend. Vor allem beim unglaublich verzwickten Mahler, bei dem insbesondere erste Trompete und Solo-Horn mit sehr guten Einzelleistungen glänzten.

 
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