Jeshua (Ewan McGregor) alias Jesus durchwandert die Wüste in Richtung Jerusalem, um seinem Vater nahe zu sein und sich selbst zu reflektieren. Der Herr meldet sich nicht, dafür hat sein Sohn mit Sandstürmen, Hitze und Kälte zu kämpfen. Er trinkt nur ab und zu einen Schluck, schläft nachts auf dem Boden und wandert tagsüber weiter. Irgendwann trifft Jesus auf eine Familie, die sich inmitten der Einöde ein winziges Haus aus flachen Steinen aufschichtet. Die Mutter liegt todkrank darnieder, Vater und Sohn, beide an sich fabelhafte Typen, scheitern beim Versuch, miteinander zu kommunizieren. Jesus bringt es nicht übers Herz, die Leute ihrem Schicksal zu überlassen. Zumal ihn der Teufel, sein visuelles Alter Ego, dazu anstachelt, eine Krisenintervention vorzunehmen.
Regisseur Rodrigo Garcia („Albert Nobbs“) hat als Sohn des Literaturnobelpreisträgers Gabriel García Márquez einiges an Talent in die Wiege gelegt bekommen. Das beweist er auch, wenn er sich nun mit einem bislang cineastisch vernachlässigten Kapitel aus der Geschichte Jesu auseinandersetzt. Die Wüste stellt für einen Kameramann eine der größten Herausforderungen dar. Es bedurfte schon eines Ausnahmekünstlers wie Emmanuel Lubezki („The Revenant“, „Gravity“), damit sich die wenigen handelnden Personen nicht im überwältigend kargen Drehort verlieren.
Ewan McGregor ist in der Hauptrolle sehr präsent, allerdings stiehlt ihm Ciarán Hinds als Vater mitunter die Show. Der durchaus unterhaltsame Film regt an, sich mit biblischen Geschichten zu beschäftigen. Welches Schicksal Jesus nach seiner Wüstendurchquerung erwartete, wird der Vollständigkeit halber am Ende im Schnelldurchlauf abgearbeitet.
Egal, ob man an Jesus glaubt: Der Sohn, der den vorgezeichneten Weg nicht gehen will, ist ein stets aktuelles Thema, ebenso wie die Unfähigkeit, miteinander zu reden, die Liebende auseinanderreißt: • • • ο ο
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