Mysteriös, reserviert und diskret: Jean-Louis Trintignant gehört zu jenen Filmlegenden, über die die Öffentlichkeit nur wenig weiß. In seiner über 50 Jahre dauernden Karriere blickt er auf mehr als 100 Filme zurück. Trotz seiner Leinwandpräsenz bleibt der Darsteller, der für seine Leistung in „Liebe“ von Michael Haneke 2012 in Cannes die Goldene Palme gewann, ein schwer ergründbarer Charakter. So wie seine Filmfiguren, die Trintignant, der am Freitag (11. Dezember) 85 Jahre alt wird, zu Weltruhm verhalfen.
Trintignant hat mit seinen Filmen zahlreiche Auszeichnungen gewonnen. Den größten Preissegen brachte ihm das Drama „Liebe“ ein, in dem er einen Rentner spielt, der seine nach einem Schlaganfall ans Bett gebundene Frau vom Leiden erlöst. Haneke ist es zu verdanken, dass Trintignant nach mehrjähriger Abwesenheit wieder auf der Kinoleinwand zu sehen war.
In der Auswahl der Regisseure war der Sohn einer wohlhabenden Industriefamilie aus der Provence schon immer sehr wählerisch. Für ihn gehört Haneke zu den größten Filmemachern der Welt. Für ihn würde er sogar noch einmal vor die Kamera treten, wie er in einem Interview vor drei Jahren in Cannes sagte. Doch selbst für Haneke bleibt der Schauspieler als Mensch rätselhaft. Als mysteriös und reserviert habe ihn Haneke bezeichnet, erzählte Trintignant der österreichischen Tageszeitung „Der Standard“. Auch Bernardo Bertolucci, mit dem er den erfolgreichen Spionagefilm „Der große Irrtum“ drehte, konnte seine Person nicht recht erfassen.
So sind es denn auch geheimnisvolle und nur schwer zu ergründende Menschen, die Trintignant in seinen Filmen verkörpert. In „Und immer lockt das Weib“ spielt er an der Seite von Brigitte Bardot einen schüchtern verkrampften Ehemann. Der Klassiker „Ein Mann und eine Frau“ handelt von einem alleinerziehenden Paar, das trotz komplizierter Vergangenheit zueinander findet.
Trintignant hat das Rampenlicht der Öffentlichkeit schon immer gemieden. Um dem Medienrummel um seine Beziehung mit Sexsymbol Bardot zu entfliehen, ging er Anfang der 1960er Jahre sogar als Freiwilliger zur Armee. Über seine persönlichen Dramen schwieg er sich aus. Von seinen drei gemeinsamen Kindern mit Ex-Ehefrau Nadine verlor er eines durch plötzlichen Kindstod. Und seine Tochter Marie starb 2003 an den Folgen eines Streits mit ihrem Freund, dem Rockstar Bertrand Cantat.
Heute lebt Trintignant, der seine Schauspielleidenschaft auch im Theater erfolgreich zum Ausdruck brachte, zurückgezogen in der Nähe der südfranzösischen Stadt Avignon. Gleich neben dem malerischen Dorf Uzes kümmert er sich um seine Weinberge und Olivenbäume. Hin und wieder sei er sogar noch auf seinem Mofa zu sehen, wie „Le Journal du Dimanche“ vor wenigen Monaten berichtete. Foto: dpa