Rund 120 Bilder des beliebten Kinderbuch-, Romanautors und Cartoonisten Janosch zeigt die Galerie Gabriele Müller in der Würzburger Theaterstraße. Ein Drittel der Arbeiten sind sogar Einzelstücke, vorwiegend bunte Zeichnungen und Aquarelle. Dazu Ätzradierungen.
Die bekamen ihren Namen nicht etwa von einem beißenden Humor, der in diesen Grafiken walten würde. Fast im Gegenteil: Janoschs Komik entspringt ja eher einer milden und weisen Begegnung von Sinnfragen mit – beispielsweise – der Nachbarin und ihrer Weinflasche; oder Grenzüberschreitungen bei der Partnerwahl.
Bei der Vernissage zur Janosch-Ausstellung „Oh wie schön ist Würzburg!“ am Samstag ging eine technische Frage zur Ätzradierung – im Unterschied zur Kaltnadelradierung übrigens – an den 86-jährigen Künstler. Der fragte gegen: „Möchten Sie das lernen?“
Auch dieses leicht ungebührliche Interviewverhalten hat beim Erfinder der Tigerente nichts Ätzendes. Der als Horst Eckert geborene Künstler möchte im Zuhörer nie zu früh zu viel Sicherheit aufkommen lassen. Aber auch keine schlechten Gefühle, jedenfalls nicht bei Gesprächspartnern, die sich auf seine kauzige Art einlassen. Und von denen hatte er beim Interview-Stafettenlauf mit viertelstündigem Mikrofonwechsel eine ganze Menge.
Gern kommentierte Janosch seine Antworten gegenüber den im Halbkreis Umstehenden: „Jetzt machen wir ihn fertig. Jetzt treiben wir ihn in den Wahnsinn!“ Gute Stimmung im Saal. Ein Journalist stellte dann die gewagte Bitte, Janosch möge seine Antworten in Form von drei kleinen Zeichnungen geben.
Als ob kein Mensch auf die Idee kommen könnte, hier würden drei wertvolle Unikate geschnorrt, setzte der Komikproduzent den Bleistift an und nicht eher ab, bis er die Aufgabe mit seiner persönlichen Mischung aus Eigenwille und Routine gelöst hatte. Dem glücklichen neuen Besitzer von drei Janosch-Originalen legte er keinerlei Nutzungsbeschränkungen auf.
Dann hatte der Künstler das Ziel seines Halbmarathons fast erreicht: Die Galerie Gabriele Müller war die dritte und letzte Station von Ausstellungseröffnungen in Süddeutschland, die der kreative Greis im 24-Stunden-Turnus absolvierte.
Schon bei seiner Ankunft am Main hatte Janosch sich erkundigt, ob er jetzt in Nürnberg sei. Er lebt und arbeitet ansonsten seit Jahrzehnten auf den Kanarischen Inseln. Aufgeklärt über seinen Aufenthaltsort, zeigte sich Janosch interessiert. In Würzburg sei er zum ersten Mal. Das stimmt so nicht. 2004 und 2008 stellte er bereits an der Theaterstraße aus. So trägt auch eine brandneue Farbradierung den Titel „Würzburg III“. Bär zeigt auf den Grafeneckart und sagt zu Tiger: „Guck mal, das Rathaus von Würzburg.“ Um diese Sonderedition zu signieren, setzte Janosch den Bleistift an.
Und wieder ab: „Die Zeichnung ist nicht von mir“, erklärte er. Besonders missfiel ihm an dem – stilistisch tatsächlich nicht ganz einheitlichen Blatt in 199er Auflage zu 330 Euro – der Bürzel von Tigerente. Den male er nie so. Er könne das nicht signieren.
Knisternde Spannung griff um sich im vierköpfigen Management des Künstlers. Dieser Reisetross erinnerte Janosch schließlich an verschiedene Details im verschlungenen Produktionsablauf der Druckgrafik, bis Janosch schließlich „Würzburg III“ signierte. Als bekennender Taoist ergab er sich seinem Schicksal. Die Ausstellung ist bis 17. Juni zu sehen.