zurück
STUTTGART
Jan Weiler wagt sich in düstere Gefilde
dpa
 |  aktualisiert: 23.12.2015 11:48 Uhr

Zumindest der Schauplatz des Romans hat noch ein bisschen mit seinem Privatleben zutun: Anders als bei seinen bisherigen Bestsellern diente Jan Weiler seine Familie für „Kühn hat zu tun“ zwar nicht als Vorlage. Dafür spielt Weilers erster Krimi aber in der Nähe seines bayerischen Wohnortes – in einer Münchner Vorstadt.

In der Neubausiedlung ist ein Mord geschehen: Ein Toter wird mit mysteriösen Schnittverletzungen gefunden – sein ursprünglich weißes Hemd hat der Täter feinsäuberlich zugeknöpft. Zugleich ist ein kleines Mädchen verschwunden. Den Fall lösen soll Polizist Martin Kühn, der in der Nachbarschaft wohnt. Doch ist es wirklich Zufall, dass die Leiche hinter dessen Haus abgelegt wurde?

Eigentlich ist Jan Weiler vor allem für humorige Erzählungen über seine italienische Familie wie „Maria, ihm schmeckt's nicht!“ bekannt. Zuletzt beleuchtete er mit „Das Pubertier“ das schräge Verhalten seiner Teenager-Tochter. Mit „Kühn hat zu tun“ wagt er sich nun in düstere Gefilde – und überzeugt mit ungeahnten Wendungen und subtilem Grusel. Bis fast zum Schluss lässt er den Leser im Unklaren über die Hintergründe der Tat und demaskiert zugleich das scheinbar idyllische Leben in der Vorstadt.

Dort ist die Welt alles andere als in Ordnung: In die Keller der Neubauten dringen giftige Substanzen ein. Eine Sanierung könnte sich der notorisch geldknappe Kühn aber wohl kaum leisten – ebenso wenig wie das Pferd, das sich seine Tochter zum Geburtstag wünscht. Dass sein Sohn mit den Neonazis aus der Nachbarschaft sympathisiert, macht die Situation nicht einfacher.

Auf fast schon zermürbende Weise lässt Weiler den Leser an seltsamen Assoziationsketten seines Romanhelden teilhaben. Dass der Grund dafür in Kühns Vergangenheit liegt – und zugleich direkt zu dem Mörder führt – bleibt jedoch lange unklar. Als Kühn das Puzzle zusammengesetzt, entlarvt er nicht nur vermeintliche Freunde als Feinde. Er beantwortet auch die große Frage: Warum knöpft ein Mörder des Hemd seines Opfers zu – und warum war dieses Hemd weiß?

Jan Weiler: Kühn hat zu tun (Kindler, 320 Seiten, 19,95 Euro)

 
Themen & Autoren / Autorinnen
dpa
Bestseller
Humoristen und Komiker
Italienische Familien
Kriminalromane und Thriller
Mörder
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen