Glücklich ist, wer vergisst“: Unter diesem Motto gastieren Michael Quast und Sabine Fischmann an Silvester mit einem eigens für Schweinfurt zusammengestellten Galaprogramm im Theater der Stadt. Der Titel der beiden Vorstellungen um 15 und um 19 Uhr deutet auf die „Fledermaus“ hin, aber nicht nur. Quast und Fischmann waren zuletzt mit „Don Giovanni a trois“ in Schweinfurt zu Gast. Untertitel: Der komplette Wahnsinn für zwei Stimmen und ein Klavier. Die beiden bewältigen eine Vielzahl von Rollen, Stimmen, Dialekten, Geräuschen und sogar Choreografien gleichzeitig und bringen so mit minimalen materiellen, aber maximalen künstlerischen Mitteln großes Theater und große Oper auf die Bühne. Das ist immer umwerfend komisch, auch hochspannend und nicht selten nicht weniger anrührend als die Originalversion.
Michael Quast (lacht): Nein, durchaus nicht. Es ist sehr schön, eine große Rolle zu spielen, etwa bei Moliere. Auch eine kleine Rolle zu spielen, ist schön. Aber das hat sich so ergeben – ich bin einer von den Schauspielern, die sagen: Lass mich den Löwen auch spielen. Diese Sprünge sind eine besondere Herausforderung. Und es macht schon großen Spaß, mehrere Figuren unterscheidbar zu machen, so dass das Publikum die Illusion hat, es seien mehrere Personen auf der Bühne.
Quast: Auch. Wir machen eine Silvestergala, die wir extra dafür zusammenstellen.
Quast: Ich mache das ja zusammen mit der Kollegin Sabine Fischmann – die übrigens Fränkin ist, sie ist in Erlangen gebürtig und aufgewachsen. Wir bringen Ausschnitte aus gemeinsamen Programmen. Der rote Faden ist, dass wir alle berühmten Silvestergalas der Metropolen dieser Welt nach Schweinfurt holen. Das Publikum muss nicht mehr nach Paris fahren oder nach New York oder nach Wien. Wir spielen in Schweinfurt, was dort an Silvester gezeigt wird.
Quast (lacht): Da kommen Musicals vom Times Square, Operette aus Wien und große Oper aus Prag. Und es gibt auch was aus Coburg, glaube ich . . .
Quast: Wir sind ja keine Sänger im eigentlichen Sinne, obwohl Sabine Fischmann auch eine Gesangsausbildung hat. Wir gehen sehr schauspielerisch an die Rollen und loten mit einer gewissen Schamlosigkeit die Möglichkeiten der Figuren aus. Wir erlauben uns da eine ganz andere Drastik. Abgesehen davon ist es auch ein komischer Effekt, wenn wir so viele verschiedene Rollen in so vielen Dialekten spielen. Dass Pathos in Komik umschlägt, ist nur ein Aspekt von vielen.
Quast: Schauspieler an einem Stadttheater dürften die Figuren nicht so extrem spielen, wie wir das machen. Da hieße es dann, das ist viel zu dick aufgetragen. Aber wenn man das sehr genau und technisch gut macht, und wenn es künstlerisches Niveau hat, dann ist das absolut legitim und von durchschlagender Wirkung.
Quast: Allerdings! Ein guter Knattermime auf der Bühne ist was ganz Tolles. Es wird oft unterschätzt, wie schwer es ist, das richtig gut zu machen.
Quast: Fast nie. Da sind wir auch sehr froh drüber. Unsere Art zu arbeiten setzt voraus, dass wir die Stoffe sehr gut kennen und dass wir sie auch respektieren. Es ist überhaupt nicht unsere Absicht, uns über Mozart oder da Ponte lustig zu machen. Nein, wir müssen sie sehr ernst nehmen, und wir müssen gucken, was man aus den Figuren rauskitzeln kann. Das setzt voraus, dass man sich sehr intensiv damit auseinandersetzt. Und das kommt auch rüber und wird honoriert.
Quast: Ich glaube nicht, dass das Publikum die Stücke immer gut genug kennt. Aber wir bemühen uns, es so zu machen, dass auch jemand, der die Stücke nicht kennt, kapieren kann, worum es geht und was für Figuren da auf der Bühne agieren. Ein sehr schöner Effekt ist dann, wenn Leute sagen, Mensch, das wusste ich gar nicht, das ist ja klasse, ich dachte, Oper ist langweilig – jetzt gucke ich's mir mal in der Oper an.
Quast: Das kann man so sagen. Fernsehen und Theater schließen sich immer mehr aus. Das Fernsehen wird immer hektischer und kurzfristiger, steht unter großem wirtschaftlichen Druck, und im Theater planen Sie sehr langfristig. Da braucht man die Chance, dass sich mit der Zeit etwas entwickelt. Vom Fernsehen kommt zum Beispiel eine Anfrage für den Frühling. Dann frage ich: für 2014? Nein, nein, 2013. Ja, da habe ich leider schon zu viele Termine. Und wenn man zu viele Sperrtermine hat, wird man sofort aussortiert. Bei meiner Fernsehagentin bin ich nur noch Karteileiche, weil ich immer absagen muss. Außerdem gibt es immer seltener Formate, die mich interessieren würden.
Quast: Die haben zur richtigen Zeit angefragt. Wir haben einen guten Kontakt zum Theater Schweinfurt und sind sehr gerne da. In diesem Jahr war Silvester noch frei, und es kam diese attraktive Anfrage rechtzeitig, bevor jemand anders gefragt hat. Wir alle auf der Bühne haben Familie, und da muss man sich die Zeit einteilen und gerade für die Feiertage gut planen. Aber in diesem Jahr hat es bei allen gepasst. Also hat Schweinfurt Glück, und wir haben auch Glück.
Karten: Tel. (0 97 21) 51 49 55 oder 5 1 0. Internet: www.theater-schweinfurt.de